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des Chefs der Admiralität betraut war. Das erste Mal legte er vor
und vertrat im Bundesrat den Marine-Etat für 1886/87. Dieser Etat weist
jedoch keine hervortretenden Momente auf, abgesehen, daß die Marine in
ihrem Mannschaftsstande der Zahl nach um circa 1800 Köpfe fortschreitet. Das
andere Mal handelte es sich um die Vorlage des ersten Marine-Etats nach dem
Regierungsantritt Kaiser Wilhelm II. Die Marine war in ihrer Organi-
sation und dem Ausbau des Schiffsbestandes an einem Wendepunkt angelangt.
Dem Grafen Monts war die Aufgabe gestellt, die Trennung der Kommando-
gewalt von den Geschäften der Verwaltung durchzuführen; der Chef der
Admiralität, dessen Geschäfte wahrzunehmen nach der Verabschiedung Caprivis
Graf Monts betraut war, vereinigte in sich bekanntlich beide Funktionen. Ueber
die Trennung legte er Seiner Majestät eine umfangreiche Denkschrift vor; es
war ihm allerdings noch beschieden, die Verhandlungen mit dem Reichsschatzamt
und Bundesrat einzuleiten, die Durchführung der Organisation, welche am
1. April 1889 in der Schaffung des Oberkommandos für Kommandosachen
und des Reichs-Marine-Amts für die Verwaltung und Technik der Marine
bestand, hat er jedoch nicht mehr erlebt.
Im November 1888 hatte Graf Monts noch den Entwurf zum
Marine-Etat für 1889/90 im Bundesrat vertreten; dieser weist auf
Seite 127 eine Denkschrift nach, laut welcher bis einschließlich 1894/95 für
noch nicht genehmigte Schiffsbauten eine Summe von 116 800 000 Mark
gefordert wurde. Jedenfalls verdankt aber die Marine der Initiative des
Grafen Monts den Kern zur Schlachtflotte, welche nunmehr auf Grund
der Bewilligungen die vier modernen Panzerschiffe „Wörth,“ „Branden-
burg,“ „Weißenburg“ und „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ unter dem Schiffs-
bestande aufweist. In der ersten Lesung des Entwurfs zum Reichshaushalts-
Etat für 1889/90 hat Graf Monts zum Marine-Etat am 28. November 1888
seine einzige Rede im Plenum des Reichstags gehalten. Die Denkschrift
zum Etat 1889/90 fand die volle Billigung des Fürsten Bismarck. Was die
persönlichen Beziehungen des Grafen Monts zum Fürsten Bismarck anlangt,
so haben wiederholt schon aus der amtlichen Thätigkeit heraus, Begegnungen
stattgefunden; er ist auch mehrfach zur Tafel gezogen und hat sich stets eines
besonderen Wohlwollens Bismarcks zu erfreuen gehabt.
Graf Monts war eine vornehme. Natur, geachtet und geehrt in der Marine,
voll strenger Disciplin und daher ein lauteres Vorbild für seine Untergebenen.
Staatssekretär des Reichsschatzamts, Wirklicher Geheimer Rat
Freiherr v. Maltzahn
(geboren 6. Januar 1840).
Helmuth Freiherr v. Maltzahn wurde nach Vollendung der Universitätsstudien im
preußischen Verwaltungsdienste 1867 als Regierungsassessor verabschiedet, weil derselbe