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aspirant in die preußische Marine ein; 1863 zum Fähnrich zur See befördert, war er am
17. März 1864 mit der I. Flottillendivision Stralsund bei dem Gefecht gegen die dänischen
Blockadeschiffe beteiligt; 1864 Lieutenant zur See, 1869 Kapitänlieutenant. 1874 Kor-
vettenkapitän, als welcher er erst Mitglied, später Präses der Torpedo-Versuchs= und
Prüfungskommission war; Herbst 1878 erhielt er das Kommando S. M. Panzerkorvette
„Hansa“, welche auf zwei Jahre nach Westindien und der westamerikanischen Station ging.
Nachdem er die „Hansa“ glücklich wieder heimgebracht hatte, wurde er zur Admiralität
kommandirt, wo er im Frühjahr 1881, nur 38 Jahre alt, zum Kapitän zur See beför-
dert, bis zum Herbst 1883 einem militärischen Dezernat vorstand; eine Unterbrechung dieser
Thätigkeit bildete das Kommando S. M. S. „Deutschland“ im Sommergeschwader 1883.
Bis Herbst 1884 blieb er zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Nordsee in
Wilbelmshaven, dann wurde er Präses der Schiffs-Prüfungskommission in Kiel und im
Frühjahr 1886 Kommandant des neuen Panzerschiffes „Oldenburg“, auf welchem S. K. H.
Prinz Heinrich von Preußen den schwierigen Dienst als 1. Offizier erlernen sollte.
Unterm 1. Februar 1887 wurde er zum Chef des Kreuzergeschwaders als Nachfolger des
Kontre-Admirals Knorr ernannt und übernahm Mitte April in Kapstadt sein neues
Kommando. Zu jener Zeit hatten sich die Verhältnisse auf den Samoa-Inseln so zuge-
spitzt, daß die Reichsregierung beschloß, gegen den damals offenkundig deutschfeindlichen
König Malietoa einzuschreiten. Das Kreuzergeschwader wurde zu diesem Zwecke nach
Apia geschickt, und als ein dem König gestelltes Ultimatum keinen Erfolg hatte, mußte
der Geschwaderchef mit Waffengewalt sich des Widerspenstigen zu bemächtigen suchen.
Dabei zwangen die Verhältnisse aber, Blutvergießen bis zu den äußersten Grenzen der
Möglichkeit hin zu vermeiden, was auch vollkommen gelang. Inzwischen waren in der
Heimat Ereignisse eingetreten, welche zu einer Reorganisation der obersten Marine-
behörden hindrängten, und als hierbei nach einem geeigneten Verwaltungschef für die Marine
gesucht wurde, fiel die Wahl auf den in allen Stellungen so wohl bewährten, über einen
reichen Schatz technischer Kenntnisse und Erfahrungen gebietenden Commodore Heusner.
Er wurde zurückgerufen, übernahm zunächst die Stellung als Direktor des Marine-Depar-
tements und am 1. April 1889 die des Staatssekretärs des Reichs-Marine-Amts; ein
stark auftretendes Herzleiden, welches er sich in den Tropen zugezogen hatte, zwang ihn
jedoch, bereits im Frühjahr 1890 um seinen Abschied zu bitten, welcher ihm am 22. April
1890 mit dem Charakter als Vize-Admiral und unter Stellung à la suite des Seeossizier-
corps auch bewilligt wurde. Bereits am 27. Februar des folgenden Jahres endete ein
Herzschlag sein Leben.
Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsmini-
sterium, Generalmajor Vogel v. Falckenstein,
war eine genial angelegte, auch künstlerisch begabte Natur von unverwüstlichem
Humor und gesundem Witz. Dabei besaß er ein feines Verständnis für die
praktischen Bedürfnisse des Heeres und eine unbezwingliche Abneigung gegen
Formelkram und Schematismus und erfreute sich der besonderen Wertschätzung an
Allerhöchster Stelle. Im Bundesrat dürfte er öfters die Kriegsminister
v. Verdy und v. Kaltenborn vertreten haben; in der Budgetkommission hat er
sich öfters vernehmen lassen, und von ihm stammt daselbst das geflügelte Wort
von den „Ferien-Kolonien“, als welche er die Armee bezeichnete für die
größere Zahl der eingezogenen Wehrpflichtigen. Er wurde hinterher Divisions-
Poschinger. Fürst Bismarck und der Bundesrat. V. 20