Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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seien. Den Abschied, den König und Kaiser von einander nahmen, konnte ich 
genau sehen. Sie schüttelten sich herzlich die Hände und waren beide sehr 
bewegt. Der Kaiser wischte sich mehrfach die Thränen ab und nahm auch vom 
Kronprinzen herzlichen Abschied. General v. Boyen hatte den Auftrag erhalten, 
den Kaiser morgen über Bouillon (Belgien) und Aachen nach Cassel zu geleiten. 
Alle Vorbereitungen hierzu wurden getroffen. 
Der König beritt dann noch das ganze Schlachtfeld und kehrte in der Nacht 
nach Vendresse zurück, während wir wieder sogleich nach Donchery gingen. Bald 
schicke uns General de Wimpffen zur Weiterbeförderung zwei Telegramme, eines 
an den Kommandanten von Meézières, der per Bahn 200000 Portionen zur 
Verpflegung der französischen Truppen schicken sollte, das andere an den Grafen 
Palikao, welches die Kapitulation der Armee meldete. Von dem Kaiser war 
mit keinem Wort die Rede. Dann kamen viele persönliche Wünsche franzäösischer 
Generale und Offiziere an, betreffend ihre Zukunft, denen wir nach Möglichkeit 
entsprachen. Abends setzten wir die am 25. August in Bar le Duc unter- 
brochene Whistpartie fort. 
3. September. Früh 9 Uhr passirte der Kaiser Napoleon mit seinem 
Train, eskortirt von der blankgeputzten Schimmelschwadron des Leib-Husaren- 
regiments, Donchery. General Moltke und Graf Bismarck sahen zu ihren Fenstern 
hinaus. Moltke sagte: „Voild une dynastie, qui s'en va.“ 
Nachdem im Laufe des Vormittags noch verschiedene Differenzen, betreffend 
die Kapitulation der französischen Armee, der die eigenen Offiziere nicht mehr 
Herr zu sein schienen, erledigt worden waren, begaben wir uns nach Vendresse. 
Die drei Abteilungschefs des Generalstabes (Verdy, Brandenstein und ich) 
wurden zur Königlichen Tafel befohlen. Beim Empfang dankte der König uns 
einzeln für die redliche und treue Hilfe, die wir ihm geleistet. Während der 
Tafel aber brachte er ein Hoch auf die Armee aus, in das er die Generale 
Roon, Moltke und den Grafen Bismarck verflocht. Er sagte etwa: „Sie, 
General v. Roon, haben das Schwert geschliffen, und Sie, General v. Moltke, 
haben das Schwert geführt; Sie, Graf Biemarck, leiten seit Jahren meine 
Politik in so vortrefflicher Weise, daß, wenn Ich der Armee danke, Ich Ihrer 
drei ganz besonders gedenke. Die Armee lebe hoch!“ General v. Stosch, 
der neben mir saß, meinte, er wünsche sich in seinem Leben nichts mehr 
als eine solche Anerkennung, wie sie jetzt dem General v. Moltke zu teil ge- 
worden sei, und wir kamen beide darin überein, daß General Moltke wirklich 
ein großer Mann sei. Ich machte einen kleinen Calembourg; General 
Moltke bot dem Grafen Bismarck eine Prise an, ich sagte: „Voilad la prise 
de Sedan.“
	        
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