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Siege verholfen, welche in dem Gesetze vom 15. Juli 1879, betreffend den
Zolltarif des deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabak-
steuer (Reichs-Gesetzbl. S. 207) ihren vorläufigen Abschluß fand. Als Bis-
marck nach 1880 die Gesetzgebung zum Schutze der wirtschaftlich Schwachen
auf seine Fahne erhob, waren Herrmann und der badische Gesandte v. Marschall
diejenigen Bevollmächtigten zum Bundesrat, welche sich um das Zustandekommen
dieses Teils der Gesetzgebung besondere Verdienste erworben haben. Nach
einigen Jahren Abwesenheit in der Heimat kam der inzwischen zum Ministerial-
direktor ernannte und durch Verleihung des persönlichen Adels ausgezeichnete
Bevollmächtigte im Jahre 1895 aufs neue nach Berlin zum Ersatze des zum
Kultusminister ernannten Ministerialrats Ritter v. Landmann; er ist seitdem
hauptsächlich im Ausschusse für Handel und Verkehr thätig, von welchem ihm
u. a. die wichtigen Referate über Kranken-, Unfall= und Invalidenversicherung,
Arbeiterschutz und Gewerbeordnung übertragen sind.
Gesandter Freiherr Pergler v. Perglast)
(ek. Bd. II S. 13).
Gesandter v. Rudhardtr2)
* (ek. Bd. III S. 404)
(gestorben Anfang November 1898).
Rudhardt war zur Zeit des Ausbruchs des deutsch-französischen Kriegs
Legationssekretär bei der bayerischen Gesandtschaft in Paris. Nach den Tage-
buchaufzeichnungen von Dr. Wilhelm Cahn (Berlin, F. Fontane 1898) sagte
Rudhart am 13. Juli 1870: „Ich halte die bayerischen Patrioten zu allem
fähig, auch zur Kreirung eines Rheinbundes, wenn sie damit ihren Zweck des
Losreißens vom preußischen Vertrag erreichen können. Aber sollte Bayern
wirklich den „casus foederis“ nicht anerkennen und neutral bleiben wollen,
was einem Verrate an Deutschland gleichkäme, so bin ich die längste Zeit
bayerischer Staatsbeamter gewesen.“
Wirklich übergab Rudhardt dem nach München entsandten Dr. Cahn ein
Entlassungsgesuch, das er, falls Bayern sich Preußen nicht anschließe, zuständiger-
seits übergehen sollte.
Am 27. August 1870 erhielt Dr. Cahn in Paris einen Brief Rudhardts,
der neuen Sieg und Triumph atmete. „Aber vor allem erscheint es wunder-
1) ek. Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“ Bd. II S. 137.
2) cf. Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“ Bd. 1 S. 361, 363. Die Nekrologe
baben keine neuen Momente zu Tage gebracht. Vgl. die „Nat.-Ztg.“ Nr. 520 v. 5. 11. 98,
„Berl. Tagebl.“ v. 5. 11. 98, „Neue Freie Presse“ Nr. 12289 v. 8. 11. 98, „Kölnische Ztg.“
Nr. 1043 v. 5. 11.98, „Germania“ Nr. 256 v. 8. 11. 98.