350 —
Wahlkreise notwendig, und ich erlaube mir, thunlichst schnelle Anberaumung
des Termins für dieselbe zu empfehlen. Ich glaube, Sie werden meinen Ein-
druck teilen, daß die Länge der Frist zur Agitation immer der Fortschrittspartei
zu gute kommt, weil dieselbe eine straffere Organisation, die größere Rührigkeit
und mehr Rücksichtslosigkeit in Anwendung der Agitationsmittel besitzt. Dieser
Apparat wirkt bei einer einzigen Nachwahl noch stärker als bei allgemeinen
Wahlen, und je länger die Frist zur Agitation ist, desto erfolgreicher.
Verzeihen Sie, wenn ich im Interesse der gemeinsamen Sache ein viel-
leicht überflüssiges Fürwort für Beschleunigung einlege.
Mit der Bitte, bei dieser Gelegenheit meinen herzlichsten Glückwunsch zum
Jahreswechsel nachträglich entgegenzunehmen, bin ich in alter Freundschaft
der Ihrige
v. Bismarck.
7. Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz.
Geheimer Legationsrat v. Prollius
(ef. Bd. III S. 206)
(gestorben 15. Februar 1889).
Ein schönes Denkmal wird Herrn v. Prollius in dem Werke „Friedrich
Franz III., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin“, von Dr. Carl Schröder
gesetzt.
Schmerzlich bewegt wurde der Großherzog — so schreibt der Verfasser
S. 297 — durch schlimme Nachrichten über den Gesundheitszustand seines Ge-
sandten in Berlin, des Geh. Rats v. Prollius, der ein Schwager des Staats-
ministers war. „Die Nachrichten über das Befinden Ihres Schwagers,“ heißt es in
einem Briefe an den Minister vom 26. Januar 1889, „haben mich zwar nicht
überrascht, aber sie betrüben mich tief. Der Gedanke, daß ein in jeder Beziehung
so ausgezeichneter, treuer, gescheiter Mann unrettbar verloren ist, daß er bald
seiner Frau, seinen Kindern und seinem Dienst entrissen werden wird, ist un-
sagbar traurig, und fühle ich ganz mit Ihnen den Schmerz, den Sie als naher
Verwandter und Vorgesetzter empfinden müssen. Besonders schmerzlich ist für
mich auch der Gedanke, an einen Nachfolger für Prollius denken zu müssen
Feiner Takt und weiter Blick sind meines Dafürhaltens die Haupterfordernisse;
diese besitzt Prollius im hohem Maßße Als dann am 15. Februar
Prollius seinen Leiden erlegen war, schrieb der Großherzog dem Staatsminister:
„Schneller, als wir wohl alle gedacht haben, ist das Ende Ihres Schwagers
eingetreten. Lassen Sie mich Ihnen aussprechen, wie sehr ich den Verlust
eines so treuen und so umsichtigen Mannes beklage Es ist selbst-
verständlich, daß Sie nun Ihre Abreise hierher bis nach der Beerdigung ver-
schieben und zunächst alle Familienangelegenheiten sowie auch alle Anordnungen