Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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Wahlkreise notwendig, und ich erlaube mir, thunlichst schnelle Anberaumung 
des Termins für dieselbe zu empfehlen. Ich glaube, Sie werden meinen Ein- 
druck teilen, daß die Länge der Frist zur Agitation immer der Fortschrittspartei 
zu gute kommt, weil dieselbe eine straffere Organisation, die größere Rührigkeit 
und mehr Rücksichtslosigkeit in Anwendung der Agitationsmittel besitzt. Dieser 
Apparat wirkt bei einer einzigen Nachwahl noch stärker als bei allgemeinen 
Wahlen, und je länger die Frist zur Agitation ist, desto erfolgreicher. 
Verzeihen Sie, wenn ich im Interesse der gemeinsamen Sache ein viel- 
leicht überflüssiges Fürwort für Beschleunigung einlege. 
Mit der Bitte, bei dieser Gelegenheit meinen herzlichsten Glückwunsch zum 
Jahreswechsel nachträglich entgegenzunehmen, bin ich in alter Freundschaft 
der Ihrige 
v. Bismarck. 
7. Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz. 
Geheimer Legationsrat v. Prollius 
(ef. Bd. III S. 206) 
(gestorben 15. Februar 1889). 
Ein schönes Denkmal wird Herrn v. Prollius in dem Werke „Friedrich 
Franz III., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin“, von Dr. Carl Schröder 
gesetzt. 
Schmerzlich bewegt wurde der Großherzog — so schreibt der Verfasser 
S. 297 — durch schlimme Nachrichten über den Gesundheitszustand seines Ge- 
sandten in Berlin, des Geh. Rats v. Prollius, der ein Schwager des Staats- 
ministers war. „Die Nachrichten über das Befinden Ihres Schwagers,“ heißt es in 
einem Briefe an den Minister vom 26. Januar 1889, „haben mich zwar nicht 
überrascht, aber sie betrüben mich tief. Der Gedanke, daß ein in jeder Beziehung 
so ausgezeichneter, treuer, gescheiter Mann unrettbar verloren ist, daß er bald 
seiner Frau, seinen Kindern und seinem Dienst entrissen werden wird, ist un- 
sagbar traurig, und fühle ich ganz mit Ihnen den Schmerz, den Sie als naher 
Verwandter und Vorgesetzter empfinden müssen. Besonders schmerzlich ist für 
mich auch der Gedanke, an einen Nachfolger für Prollius denken zu müssen 
Feiner Takt und weiter Blick sind meines Dafürhaltens die Haupterfordernisse; 
diese besitzt Prollius im hohem Maßße Als dann am 15. Februar 
Prollius seinen Leiden erlegen war, schrieb der Großherzog dem Staatsminister: 
„Schneller, als wir wohl alle gedacht haben, ist das Ende Ihres Schwagers 
eingetreten. Lassen Sie mich Ihnen aussprechen, wie sehr ich den Verlust 
eines so treuen und so umsichtigen Mannes beklage Es ist selbst- 
verständlich, daß Sie nun Ihre Abreise hierher bis nach der Beerdigung ver- 
schieben und zunächst alle Familienangelegenheiten sowie auch alle Anordnungen
	        
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