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von Hohenzollern bemüht, den Grafen Bismarck zu bewegen, Larisch, einer früheren
Königlichen Zusage entsprechend, wieder in den Königlich preußischen Dienst
zu übernehmen. Darauf erhielt Larisch den Bescheid, jemanden, der ihm, Bis-
marck, „eine solche politische Ohrfeige gegeben, wie v. Larisch, könne er unmög—
lich brauchen“. Die politische Ohrfeige bezog sich darauf, daß Larisch, ein
Landsmann und alter Jugendbekannter, im Februar 1855 in Frankfurt a. M.
in der altenburgischen Verfassungsfrage früher mit dem österreichischen Präsidial-
gesandten Freiherrn v. Prokesch verhandelt hatte, als mit dem preußischen
Gesandten. 1)
10. Hamburg.
Bürgermeister Dr. Versmann2)
1) Näheres darüber findet sich in meiner Publikation in der „Deutschen Revue“
Novemberheft 1900: „Einige ungedruckte Briefe des Ministers v. Larisch.“ S. 197—205.
2) Den Empfindungen, welche die Mitbürger bei dem Ableben des Dr. Versmann
bewegten, gab der „Hamb. Corr.“, das Organ der Bürgerschaft, in schwungvollen Worten
Ausdruck: „Der Verewigte hat nicht nur in unserer Mitte des höchsten und ehrenvollsten
Bürgeramts gewaltet, das in deutschen Landen vergeben wird. Als Leiter der auswärtigen
Angelegenheiten war er insbesondere auch berufen, unsern Bundesstaat in dem großen
Organismus des Reiches zu vertreten, in den die glänzende Entwickelung der deutschen
Geschicke, deren Zeugen wir vor nächstdem 30 Jahren gewesen sind, zu beiderseitigem Segen
auch Hamburg eingefügt hat. Diese gewaltige Neuordnung der Dinge nach außen und
innen konnte trotz aller nationalen Begeisterung nicht vor sich gehen, ohne daß die Interessen
und Anschauungen zuweilen aufeinandergestoßen wären, und so war es insbesondere ein
kritischer Augenblick, als Senator Dr. Versmann im April 1880 die Vertretung Hamburgs
im Bundesrat übernahm. Der große Staatsmann, der das Reich geschaffen, hielt damals
den Zeitpunkt gekommen, die wirtschaftliche Entwickelung durch die Einbeziehung Hamburgs
in das Zollgebiet zu fördern, und war entschlossen, diesen Plan mit allen Mitteln durchzu-
fübren. Aus dem heißen Kampf, der sich damals entspann, hat sich jetzt ein Zustand ent-
wickelt, dessen wir uns alle von Herzen freuen, wenn auch manches schmerzliche Opfer
an Freiheit und Eigenart gebracht werden mußte. Und das ist nicht zum kleinsten Teil
ein Verdienst des Mannes, dem Hamburg damals die Vertretung seiner Lebensinteressen
anvertraute, und eine Frucht des Respekts, in den er sich selbst, hamburgisches Wesen und
hamburgische Politik bei dem großen Gegner zu setzen wußte, mit dem ihn schließlich eine
aufrichtige Freundschaft verband.