Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Fünfter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1881-1900). (5)

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General v. Moltke. Ihre Stellung in Sedan ist unhaltbar. Wollen. 
Sie heute nicht kapituliren, so werden Sie morgen dazu gezwungen werden. 
Bei der Unsicherheit der französischen Verhältnisse ist es geboten, die errungenen 
Vorteile auszunutzen. Wird die Kapitulation unter den angegebenen Bedingungen 
nicht angenommen, so beginnen morgen früh die Feindseligkeiten. Er stelle 
anheim, die Ueberlegenheit unserer Truppen an Zahl und Stellung von Offizieren 
konstatiren zu lassen. 
. General Wimpffen. Mill lieber fechten und ruhmvoll untergehen als 
eine solche Kapitulation unterzeichnen. 
General v. Moltke. Macht darauf aufmerksam, daß ein solcher Ent- 
schluß nur unnötiges Blutvergießen herbeiführen könne, da sieben unserer 
Corps, die zum Teil noch gar nicht gefochten, die französische Armee um- 
stellt hätten. 
General Wimpffen. Bittet um Zeit bis morgen, da er Offziere schicken 
wolle, um die diesseitige Aufstellung zu rekognosziren. 
General v. Moltke. Wenn bis dahin die Kapitulation nicht unter- 
zeichnet ist, so beginnt morgen früh die Beschießung von Sedan. 
General Wimpffen. Will lieber mit der Armee fechtend untergehen. 
Er würde überhaupt an eine Kapitulation nicht gedacht, sondern es 
versucht haben, sich einen Ausweg zu bahnen, wenn nicht andere als 
militärische Rücksichten und Einflüsse sich geltend gemacht hätten, denen er 
unterlegen. 
General v. Moltke. Ihre Stellung wird morgen viel schlechter sein, 
als sie es heute war. Wir haben in allen Schlachten und Gefechten dieses 
Krieges gesiegt, heut allein sind unseren Truppen über 20000 unver- 
wundete Gefangene in die Hände gefallen. So schwer es mir wird, müßte 
ich doch morgen früh den Befehl zur Wiederaufnahme des Kampfes geben, 
wenn bis dahin die Kapitulation nicht unterschrieben ist. Wir können nicht 
anders. 
General Wimpffen. Dies wird den Krieg fortsetzen machen. Welche 
Bedingungen werden gestellt? 
General v. Moltke. Niederlegung der Waffen, wobei er anheimstelle. 
die Abnahme derselben in einer die braven Truppen möglichst wenig verletzenden 
Form eintreten zu lassen, vielleicht durch eine eigene Behörde. Die ganze Armee 
sei kriegsgefangen. Z 
General Wimpffen. Ist zum Abschluß dieser Bedingungen nicht auto- 
risirt und bittet deshalb um Bedenkzeit bis zum Anbruch des Tages; dann soll 
seine Antwort gegeben werden. 
General v. Moltke. Bewilligt eine Frist bis 9 Uhr früh. Ist 
dann eine Kapitulation noch nicht unterzeichnet, so soll der Kampf wieder 
beginnen.
	        
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