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in einem bayerischen Gebirgsstädtchen und zwar in demselben Gasthause ein—
logirt. Baur, der sich in demselben Orte befand, hatte eines Tags ein Karten-
spiel veranstaltet in dessen Verlauf er von einem der Mitspieler gefragt wurde,
wer denn der an dem Nachbartische sitzende, so finster darein sehende Herr sei,
womit Schmid gemeint war. „Das ist die Hyäne von Munderkingen“ —
diesen Beinamen hatte sich Schmid zu der Zeit erworben, da er als Stadt-
schultheiß und Anwalt in dem württembergischen Städtchen Munderkingen
fungirt hatte. Unglücklicherweise hörte die Tochter Schmids, welche zufällig
nicht weit von Baurs Spieltisch stand, dieses Epitheton ornans ihres Vaters,
und sie wußte nichts Eiligeres zu thun, als das Gehörte demselben sofort zu
erzählen. Dieser erhob sich sogleich, trat mit sehr ernster Miene auf Baur zu,
der ahnte, daß sich jetzt ein Gewitter über ihn entladen würde, und sagte:
„Sie nannten mich eben die Hyäne von Munderkingen. Hyäne ist eine ge-
schichtliche Fälschung — Löwe von Munderkingen!“
Ministerialralrat v. Knapp
(geboren 5. Dezember 1831, gestorben 25. Mai 1896).
Geboren zu Stammheim im württembergischen Neckarkreise, wo sein Vater, der
spätere, 1861 verstorbene Finanzminister, Kameralverwalter war, besuchte zunächst das
Seminar zu Blaubeuren, dann das Gymnasium und das Polhytechnikum zu Stuttgart, die
Akademie in Genf und die Hochschule zu Tübingen, wo er die Rechte studirte. 1857 machte
er nach kurzer Verwendung bei der Forstabteilung der Königlichen Ober-Finanzkammer eine
ausgedehnte Reise durch England und Frankreich, wurde 1858 Justitiar bei der Eisenbahn-
verwaltung, 1876 Ober-Finanzrat, 1879 zugleich stellvertretendes Mitglied des Kompetenz-
Gerichtshofs, 1881 Ministerialrat. Durch die 1877 erfolgte Verleihung des Ritterkreuzes
I. Kl. des württembergischen Kronen-Ordens erhielt er den persönlichen Adel. 1883 zum
titulirten Direktor im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für Ver-
kehrsanstalten, ernannt, trat er noch in demselben Jahre als wirklicher Direktor und zweiter
Vorstand der Generaldirektion der Staatseisenbahnen an die Spitze der Verwaltungs= und
Bauabteilung dieser Behörde, 1886 übernahm er sodann die Leitung des Königlich württem-
bergischen statistischen Landesamts und blieb in derselben bis zum Oktober 1892, wo er
seinem Ersuchen gemäß wegen zunehmender Schwäche der Augen in den Ruhestand ver-
setzt wurde.
Von 1877 bis 1881 war er Mitglied des Reichstags, von 1879 bis 1886 vom
schweizerischen Bundesrat gewähltes Mitglied des Verwaltungsrats der Gotthardbahn.
Dem Bundesrat hat er von 1881 bis 1883 als stellvertretender Bevollmächtigter
angehört.
Regierungsrat Schicker!)
wurde am 12. April 1882 zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundes-
rat ernannt und gehört demselben bis heute ununterbochen an.
1) Geboren am 2. März 1847 in Füssen, absolvirte er das Gymnasium zu St. Anna
in Augsburg, widmete sich von 1866 ab an der Universität München zunächst hauptsächlich