Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

Am 8. Februar 1872 1) teilte Bismarck Falk, der inzwischen (22. Januar 
1872) zum Minister ernannt worden war, mit, daß Seine Majestät, Falks 
Wunsch gemäß, das ihm erteilte Mandat als Bevollmächtigter zum Bundesrat 
zurückgenommen und an seine Stelle Dr. Friedberg zum Mitglied des Bundes- 
rats ernannt habe. 
Der Chef der Admiralität, Staatsminister v. Stosch:) 
(geboren 20. April 1818, gestorben 29. Februar 1896). 
Die Amtsthätigkeit Stoschs als Nachfolger Roons, des einzigen preußischen 
Marineministers, entsprach Bismarcks Wünschen nicht. In vertrauten Kreisen 
erging sich Bismarck wiederholt über die Unthätigkeit der Marine und die 
Schwierigkeiten, welche es ihm mache, wenn er ein Schiff in Dienst gestellt 
haben wolle. „Wenn wenigstens“ — sagte Bismarck einmal zu dem Abgeordneten 
Grafen Fred Frankenberg — „einmal ein Husarenlieutenant Admiral würde, aber 
immer Infanteristen!“3) Selbst die Thätigkeit Stoschs als Generalquartiermeister 
im französischen Kriege war in den Augen Bismarcks nicht einwandsfrei. In Stoschs 
Verwaltung fiel der Untergang des „Großen Kurfürsten“; die Einseitigkeit des 
Kanzelparagraphen) in das Strafgesetzbuch im Ausschusse des Bundesrats — hier auf 
besonderen Anlaß des Reichskanzlers — und im Plenum des Reichstags, hier jedoch in 
geringem Maße; 
8. Vertretung des Haftpflichtgesetzes im Reichstage — durch drei Lesungen — unter 
Beihilfe des späteren Staatsministers Dr. Achenbach; 
9. Prüfung mancher Verträge mit dem Auslande, betreffend Auslieferung, Verkehr 
der Gerichte u. s. w.; 
10. Rayongesetz; 
11. Prüfung zahlreicher Anträge des Reichstags und von Petitionen. 
1) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt. 
2) Stosch, geboren zu Coblenz, trat 1835 als Infanterielieutenant in die Armee ein. 
1856 Major im Großen Generalstabe, 1861 Chef des Generalstabes des vierten Armee- 
corps, 1866 Generalmajor. In dem Kriege gegen Oesterreich war er Ober-Qnartiermeister 
bei der Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Nachdem General v. Stosch 
in den Jahren 1866—1870 Direktor im Kriegsministerium gewesen, wurde ihm 1870 der 
Posten eines Generalintendanten des deutschen Heeres übertragen, dazu kam bald eine Ver- 
wendung als Generalstabschef bei der Armee des Großherzogs von Mecklenburg, später 
wurde Stosch Generalstabschef der deutschen Occupationsarmee. 1872 Chef der Admi- 
ralität und als solcher zugleich Staatsminister und Mitglied des Bundesrats sowie 
lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses. 1875 wurde er zum Admiral und zum 
General der Infanterie ernannt. 20. März 1883 Rücktritt von der Marineverwaltung. 
Nekrologe in „Berliner Tageblatt“ vom 2. März 1896, „Berliner Neueste Nachrichten“ 
Nr. 151 vom 29. März 1896 (Leitartikel: „Ein politischer General“). Rückblicke am Schlusse 
seiner Amtsthätigkeit in der „National-Zeitung“ Nr. 122 vom 18. März 1883, Nr. 139 
vom 22. März 1883, Nr. 143 vom 25. März 1883. 
3) Auch Roon war aus der Infanterie hervorgegangen, ebenso Stoschs Nachfolger, 
Caprivi.
	        
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