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wo zunächst der Militäretat beraten und ohne große Schwierigkeiten an—
genommen wurde. 3—1/24 Uhr Bundesratssitzung, in welcher die Tagesord-
nung möglichst rasch erledigt wurde, weil ½/25 die kaiserliche Tafel begann.
Vor derselben stellte mich der württembergische Gesandte v. Spitzemberg
dem Fürsten Bismarck vor; derselbe bemerkte: „Nun, jetzt ist er ja Major;
anders hätten wir es schon nicht gethan!“
18. Oktober: 2 Uhr Sitzung der Ausschüsse 1 und II über die Ersatz-
Repartition. Holleben referirte. Bayern, Württemberg und Baden berührte
diese Angelegenheit nicht, da dort die Ersatz-Instruktion noch nicht eingeführt ist.
Anwesend waren nur Kameke, Jachmann, Seebach, Fries, Holleben und ich.
19. Oktober: Im Reichstag wohnte ich der Wahl des Präsidenten Simson
und Vize-Präsidenten Hohenlohe an.
20. Oktober: Sitzung im Kriegsministerium; anwesend: Klotz, Bonin,
Brauchitsch. Fainaigle, Fries, Thilo, Weyland und ich. 1 Uhr Reichstagssitzung:
Militäretat und Rayongesetz (mit alleiniger Beanstandung des § 8) angenommen.
23. Oktober: Aus der sehr erregten Reichstagssitzung begab ich mich in
die Bundesratssitzung; Pfretzschner übernahm den Vorsitz; die Tagesordnung
hatte wenig Ansprechendes. Nach dem Essen machte ich Abschriften der Militäretat-
Notizen für Mittnacht.
25. Oktober: 1 Uhr Reichstagssitzung, in welcher Bismarck seinen Vertrag
mit Frankreich kommentirte, der sodann ohne Widerspruch angenommen wurde;
er sprach etwas „holperig“ und verschluckte sehr viel.
Ich wunderte mich, daß Hölder die Interpellation wegen der Unterstützung
an Reserve und Landwehr so lebhaft verteidigte.
½3 Uhr Sitzung der vereinigten Ausschüsse 1 und VII wegen § 8 des
Rayongesetzes. Hofmann zog seinen Antrag zurück.
26. Oktober: Sitzung der vereinigten Ausschüsse IV und VII. Es wurde
beschlossen, den auszuprägenden Goldmünzen Zwangskurs zu geben, Stücke von
10, 20, 30 4X zu fertigen, nicht aber von 15 —. Pfretzschner wollte das
Zwanzigmarkstück als Hauptmünze haben, fand aber unbegreiflicherweise bei den
Süddeutschen keine Unterstützung, somit wurde das nicht dezimale Dreißigmark-
stück zur Hauptmünze deklarirt. Minister Scheurlen sprach so unsicher, daß
man oft gar nicht wußte, was er wollte. Delbrück und Camphausen wechselten
vielsagende Blicke. Wollte ich meine Anschauung verfechten, so ginge es mir
aber am Ende auch nicht besser als Scheurlen.
28. Oktober: Um 2 Uhr Sitzung des Bundesrats. Vorher machte mir
Mittnacht die Mitteilung, daß einem Beschluß des Ministerrats zufolge die hier
anwesenden fünf württembergischen Bevollmächtigten sich darüber zu verständigen
hätten, wer von ihnen an den Sitzungen des Bundesrats teilnehme. Ich ent-
gegnete, daß ich mich nicht für berechtigt halte, auf den Sitz des Kriegsministers
zu verzichten und deshalb bei diesem anfragen müsse, eine jedesmalige Ver-