Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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ständigung werde übrigens nicht wohl ausführbar sein, sondern es scheine mir 
angezeigt, daß Mittnacht hierüber entscheiden solle. Dieser entschloß sich, die 
Sache abends bei Bismarck mündlich abzumachen. Um 9 Uhr ging ich mit 
Wiedenmann ebenfalls zum Kanzler. Derselbe begrüßte mich freundlich und sprach 
sein Bedauern aus, daß seine Frau wegen Unwohlsein nicht erscheinen könne 
und darum seine Tochter die Honneurs machen müsse. Die letztere ist sehr ge- 
sprächig, weniger sind es die Söhne des großen Mannes. 
Spitzemberg war etwas ärgerlich, als ich ihm sagte, daß der Kriegsminister 
mich angewiesen habe, nicht auf meinen Sitz im Bundesrat zu verzichten. Ich 
wollte, die Geschichte wäre aus; ich überließe diese Ehren sehr gerne Spitzem- 
berg oder Faber oder wer sie sonst will. 
Der Abgeordnete Probst fragte mich, wie es mit den württembergischen 
Ansprüchen auf die Kriegskontribution stehe. „Nicht glänzend,“ entgegnete ich, 
„wir haben zu wenig Soldaten ins Feld gestellt."“ 
30. Oktober: Reichstagssitzung. Reichshaushalt und Militärbudget; Richter, 
Bebel, Mohl, Bethusy sprachen. Mohl berief sich bezüglich der Präsenzverminde- 
rung auf die Zugeständnisse des württembergischen Kriegsministers vor dem 
Feldzug! Ich hatte große Lust, zur Rechtfertigung des Kriegsministers gegen 
ihn das Wort zu ergreifen, war aber zu schüchtern. 
1. November: Um 11 Uhr ging ich in die Kommission zur Verteilung 
der französischen Kriegskosten-Entschädigung, wo es sehr hitzig herging. Fries 
sprach die Ueberzeugung aus, daß auf dem vorgeschlagenen Weg, d. h. Auf- 
stellung der militärischen Leistungen, zu keinem der Billigkeit angemessenen Re- 
sultate zu gelangen sei; ich machte den Vermittlungsvorschlag, die Küstenarmee 
halbmobil zu rechnen, welchem Hessen und Baden beistimmte, auch Bayern — 
vielleicht nur zum Schein, denn Fries kam schließlich wieder auf die Bevölke- 
rungszahl und will damit an den Bundesrat appelliren. Klotz und Bonin er- 
klärten, man müsse sich an den Wortlaut des 25. Protokolls halten, da gebe 
es nur mobile und immobile Truppen und nichts dazwischen. Klotz drohte 
die Sitzung aufzuheben, besann sich aber eines andern. Statt der Vertagung 
wurde auf morgen eine neue Sitzung anberaumt. 
Um 2 Uhr sofort in die Sitzung des Bundesrats, welche indes erst um 
½83 begann. 
2. November: Sitzung des Reichstags, wo die mecklenburgische Verfassungs- 
frage verhandelt wurde. Es sprachen Busing, Westphal, Bülow, Windthorst, 
Treitschke, Völk, Helldorff, Wiggers, Ketteler und Reichensperger. 
3. November: Separatvotum geschrieben; 11 Uhr Sitzung der Verteilungs- 
kommission, in der das Protokoll endgiltig festgestellt wurde. Oberst Fries liest 
sein Votum ab, kann es aber noch nicht übergeben, weil es noch nicht ins 
Reine geschrieben ist. Meinem Votum schließen sich Hessen und Baden an. 
Um 2 Uhr wird das Protokoll unterschrieben. Ich teilte das Resultat unter
	        
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