Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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über die Unterstützung der Reservisten und Ersatzmänner und glaubte, die Not- 
wendigkeit eines besondern Gesetzes nicht in Abrede stellen zu können, doch wurde 
er auf die Erklärung Türckheims hin überstimmt. Die Zeit drängte; um 11 Uhr 
begann die Plenarsitzung, in welchem Bülows Vorschlag, betreffend die Schul- 
kommission, von seiten Badens auf heftigen Widerspruch stieß. Delbrück machte 
daher den Vermittlungsvorschlag, Baden und Württemberg vorerst auf drei Jahre 
einen ständigen Sitz in dieser Kommission einzuräumen. Nach Ablauf dieser 
Frist soll dann über die Notwendigkeit ständiger Mitglieder Beschluß gefaßt 
werden. Die Tagesordnung wurde nicht ganz abgewickelt, weil Delbrück eilte, 
um in den Reichstag zu kommen. Dort war auch Bismarck; derselbe ergriff 
zu Gunsten des Auswärtigen Amts mehrmals das Wort und interpretirte den 
Ausspruch des großen Friedrich: „Dann gehe Er zu Fuß und sage Er, hundert- 
tausend Mann marschirten hinter ihm.“ 
Bismarck erhielt das Haus bei guter Laune, so daß es alles bewilligte. 
Das Diner bei Bismarck war das großartigste, das ich bis jetzt eingenommen 
habe; die Tochter machte wieder die Honneurs, rechts von ihr saß Hohenlohe- 
Schillingsfürst, links der sächsische Minister, rechts von Bismarck Präsident Weber, 
links Pfretzschner. Ich kam neben Kirchenpauer und Kohlhaas zu sitzen und 
unterhielt mich gut. 
17. November: 12— ½5 Uhr Reichstagssitzung über das Münzgesetz, in 
der Bismarck, Camphausen, Delbrück und noch ein Bundeskommissar das Wort 
ergriffen. Trotzdem wurde der Groschen und das Dreißigmarkstück verworfen. 
Auch der Antrag des Grafen Münster, bezüglich Ausprägung der Goldstücke mit 
dem Bildnis des Kaisers, wurde gegen drei Stimmen abgelehnt. 
18. November: Sitzung der Militärbudgetkommission, wo sich Hoverbeck 
mit der Antwort Württembergs begnügte, aber von Fries eine bestimmtere ver- 
langte, der sich hierauf in staatsrechtliche Verwahrung hüllte, welcher Lasker zu 
Leibe ging. Richter bemühte sich vergeblich, mehr Aufschluß zu bekommen, so- 
wohl Karczewski als Michaelis entschlüpften ihm stets wie ein Aal. 
Im Reichstag kämpfte Mohl für die Doppelwährung, fiel aber durch, 
auch Camphausen hatte kein Glück. Im ganzen war die Debatte etwas lang- 
weilig, weshalb ich mich mit Holleben in den Justizausschuß begab. 
19. November: 2 Uhr Bundesratssitzung, in welcher der bayerische Antrag 
gegen die Geistlichen mit Stimmenmehrheit angenommen wurde. Sachsen wollte 
diesen Strafartikel allgemeiner in Hinblick auf die Bewegungen der Sozialisten, 
Mecklenburg trat dem bei, Hessen enthielt sich der Abstimmung, weil ohne In- 
struktion, Bismarck betonte die Bundespflicht, Lutz stellte die Gefahr der Zögerung 
mit beredten Worten dar. — Die bayerischen Anträge betreffs der Volkszählung 
fanden kein Bedenken. 
20. November: 10 Uhr fuhr ich zu Moltke wegen Uebernahme des Anteils 
der Württemberger, betreffend die kriegsgeschichtlichen Arbeiten des Großen General=
	        
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