Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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2. Bayern. 
Staatsminister des Handels und der öffentlichen Arbeiten 
v. Schlör) 
(geboren 4. April 1820, gestorben 1883) 
galt in Bayern als die größte Autorität auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens 
und verdankt diesem Rufe wohl auch die Berufung nach Varzin im Mai 1876, 
woselbst er mit dem Kanzler hierüber und über Tariffragen (Eisenzölle) ver- 
handelte. Im Jahre 1878 führte ihn die Teilnahme an der Zoll-Enquete noch 
einmal in die Nähe des Kanzlers. Klarer Verstand, genialer Blick und seltene 
Energie sicherten ihm in den öffentlichen wie in den privaten Angelegenheiten 
die Meisterschaft. Schlör begegnete sich mit Bismarck in der Vorliebe für das 
Staatsbahnsystem, und ist der Ankauf der Ostbahnen durch den bayerischen 
Staat auf seine Initiative zurückzuführen. 
Von einer Wirksamkeit Schlörs im Zollbundesrat kann man nicht sprechen. 
Er nahm nur an der Eröffnungssitzung vom 2. März 1868 teil. Bereits am 
8. Mai (Bundes-Gesetzbl. S. 155) wurde er infolge der Wahl zum Abgeord- 
neten des deutschen Zollparlaments von der Funktion eines Bevollmächtigten zum 
Bundesrat entbunden.?) · 
Staatsratv.Weber3) 
(geboren 19. Februar 1809, gestorben 14. November 1879) 
hat als bayerischer Bevollmächtigter den neuen Zollvereinsvertrag vom 8. Juli 
1867 verhandelt; derselbe wurde am 13. Dezember 1867 als regelmäßiger 
1) Gustav v. Schlör, geboren auf dem Gute Hellziehen bei Amberg, Gymnasialstudien 
am holländischen Gymnasium in München, Studium der Rechte, des Staatsrechts und der 
Staatswirtschaft auf der Universität München. 1848 Vertreter der Oberpfalz in der Frank- 
furter Nationalversammlung, 1. Oktober 1850 Landgerichtsassessor in Weiden, Ende 1853 
Advokat in Vohenstrauß, 1. Oktober 1857 Advokat in Weiden, März 1862 Ernennung 
zum Direktor der bayerischen Ostbahn in München, von 1866 bis 26. August 1871 Handels- 
minister, demnächst Staatsrat im außerordentlichen Dienst, Mitglied der bayerischen Kammer 
der Abgeordneten von 1852 bis zu seinem Tode. 
2) In einer Festrede, welche am 27. September 1885 in Weiden aus Anlaß der Ent- 
hüllung eines Denkmals für Schlör gehalten wurde, heißt es: 
„Ein guter Patriot, und der loyalste Unterthan des Königs, kannte er kein schöneres 
Dichten und Trachten, als die Einigkeit, die Größe, die Macht und den Ruhm des baye- 
rischen und deutschen Vaterlandes zu fördern. In einer großen, schönen Zeit ist es ihm 
vergönnt gewesen, mitzuarbeiten an dem inneren Ausbau des neuerstandenen Deutschen 
Reiches, als unter der Leitung des größten Realpolitikers unseres Jahrhunderts die 
Ideale des deutschen Volkes verwirklicht wurden.“ 
3) Wilhelm Weber, geboren als Sohn eines Konigl. Forstmeisters in München, seit 
26. Mai 1833 als Rechtspraktikant bei dem Königl. Staatsministerium des Königl. 
Hauses und des Aeußern in Verwendung, bestand im Dezember 1833 die Staatskonkurs-
	        
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