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2. Bayern.
Staatsminister des Handels und der öffentlichen Arbeiten
v. Schlör)
(geboren 4. April 1820, gestorben 1883)
galt in Bayern als die größte Autorität auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens
und verdankt diesem Rufe wohl auch die Berufung nach Varzin im Mai 1876,
woselbst er mit dem Kanzler hierüber und über Tariffragen (Eisenzölle) ver-
handelte. Im Jahre 1878 führte ihn die Teilnahme an der Zoll-Enquete noch
einmal in die Nähe des Kanzlers. Klarer Verstand, genialer Blick und seltene
Energie sicherten ihm in den öffentlichen wie in den privaten Angelegenheiten
die Meisterschaft. Schlör begegnete sich mit Bismarck in der Vorliebe für das
Staatsbahnsystem, und ist der Ankauf der Ostbahnen durch den bayerischen
Staat auf seine Initiative zurückzuführen.
Von einer Wirksamkeit Schlörs im Zollbundesrat kann man nicht sprechen.
Er nahm nur an der Eröffnungssitzung vom 2. März 1868 teil. Bereits am
8. Mai (Bundes-Gesetzbl. S. 155) wurde er infolge der Wahl zum Abgeord-
neten des deutschen Zollparlaments von der Funktion eines Bevollmächtigten zum
Bundesrat entbunden.?) ·
Staatsratv.Weber3)
(geboren 19. Februar 1809, gestorben 14. November 1879)
hat als bayerischer Bevollmächtigter den neuen Zollvereinsvertrag vom 8. Juli
1867 verhandelt; derselbe wurde am 13. Dezember 1867 als regelmäßiger
1) Gustav v. Schlör, geboren auf dem Gute Hellziehen bei Amberg, Gymnasialstudien
am holländischen Gymnasium in München, Studium der Rechte, des Staatsrechts und der
Staatswirtschaft auf der Universität München. 1848 Vertreter der Oberpfalz in der Frank-
furter Nationalversammlung, 1. Oktober 1850 Landgerichtsassessor in Weiden, Ende 1853
Advokat in Vohenstrauß, 1. Oktober 1857 Advokat in Weiden, März 1862 Ernennung
zum Direktor der bayerischen Ostbahn in München, von 1866 bis 26. August 1871 Handels-
minister, demnächst Staatsrat im außerordentlichen Dienst, Mitglied der bayerischen Kammer
der Abgeordneten von 1852 bis zu seinem Tode.
2) In einer Festrede, welche am 27. September 1885 in Weiden aus Anlaß der Ent-
hüllung eines Denkmals für Schlör gehalten wurde, heißt es:
„Ein guter Patriot, und der loyalste Unterthan des Königs, kannte er kein schöneres
Dichten und Trachten, als die Einigkeit, die Größe, die Macht und den Ruhm des baye-
rischen und deutschen Vaterlandes zu fördern. In einer großen, schönen Zeit ist es ihm
vergönnt gewesen, mitzuarbeiten an dem inneren Ausbau des neuerstandenen Deutschen
Reiches, als unter der Leitung des größten Realpolitikers unseres Jahrhunderts die
Ideale des deutschen Volkes verwirklicht wurden.“
3) Wilhelm Weber, geboren als Sohn eines Konigl. Forstmeisters in München, seit
26. Mai 1833 als Rechtspraktikant bei dem Königl. Staatsministerium des Königl.
Hauses und des Aeußern in Verwendung, bestand im Dezember 1833 die Staatskonkurs-