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und im Foyer sind in Eichenholz geschnitzt, vergoldet oder weiß angestrichen.
Das Foyer enthält an seinen Wänden ganze geschnitzte Statuen, alle Arten des
Schauspieles darstellend.
Das Theater wurde bei der Vermählung Ludwigs XVI. mit Marie Antoinette,
jetzt vor hundert Jahren (1770), eingeweiht.
Heute erhielt der Großherzog die Nachricht von dem Fall der Festung
Neu-Breisach mit 100 Kanonen und 5000 Gefangenen.
" 13. November 1870.
Um die Mittagszeit ging ich mit H. durch den Park von Versailles, an
der Ferme de la Menagerie vorbei nach St.-Cyr. Es ist ein kleiner Ort mit
dürftigen Cafés und Läden, meist kleinen Häusern.
Im Orte rechts etwas abwärts gehend, kommt man zu der Ecole de St.-
Cyr, ursprünglich Mädchen-Pensionat (les demoiselles de St.-Cyr), seit
Ludwig XIII. Offizierschule. Ein Diener führte uns in dem meist zweistöckigen,
vier viereckige Höfe einschließenden, ziemlich weitläufigen Gebäude umher. Wir
besuchten Hörsäle, den Speisesaal, die Küche, den Raum, in welchem morgens
die Toilette an einer gemeinschaftlichen Waschanstalt gemacht wird, die Bade-
anstalt, den Turnraum und das Kasino mit Billard. Es ist für das leibliche
und geistige Wohl der Schüler hier sehr gut gesorgt. Die Schüler frühstückten
im Sommer morgens um 4, im Winter um 6, hatten ein Gabelfrühstück um
12 Uhr, um abends 8 Uhr zu Mittag zu essen und um 9 Uhr schlafen zu
gehen.
Sie treten im Alter von 18 Jahren ein und bleiben bis zum 20. Ein
General ist Kommandant der Schule und hat ein ganzes Haus als Dienst-
wohnung.
Auch hat die Schule eine eigene Gasanstalt.
Abends besuchte ich das vom Herzog von Coburg in seiner Wohnung
im Hotel des Reservoirs eingerichtete Kasino. Ich spielte mit dem Herzog
Whist. Dabei erzählte er, daß, als er heute mit einer Gesellschaft den Aquädukt
bei Marly besucht habe, von dem ich am 4. d. M. den Mont Valérien be-
trachtet hatte, die Franzosen, welche jetzt weitertragende Geschütze aufgestellt
haben (angeblich auf 9000 Schritt), herüberschossen. Die Kugeln trafen den Aquädukt
noch nicht, platzten aber in der Nähe. Also auch diese Aussicht ist verdorben.
In späteren Jahren kam in einer französischen Zeitung eine Erklärung
über den Anlaß zum Transport der weittragendsten französischen Kanonen auf
den Mont Valérien. Dieses Riesengeschütz warf seine Granaten bis in den
Park von Beauregard (siehe „Der deutsch-französische Krieg von 1870—71“
III. 544).
Deutscher Soldatenwitz gab ihm später den Namen „Onkel Baldrian“.
Die Erklärung nun war folgende: