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zwischen den Bestrebungen der verschiedenen Fraktionen der Rechten des Ab—
geordnetenhauses und dem Ministerium und die offenbar tiefgehende Verstimmung
des Grafen Bismarck über die hieraus entstandenen Konflikte.
„Mir scheint bei näherer Betrachtung mehr Wahrscheinlichkeit dafür zu
sprechen, daß der Herr Ministerpräsident auch ferner den bis jetzt mit Erfolg
von ihm eingeschlagenen Weg verfolgen wird, sich vorzugsweise auf die konser—
vativen Fraktionen zu stützen, aber diese durch Veranschaulichung der Gefahren
für sie selbst, wenn sie ihm nicht ihre volle und unbedingte Unterstützung ge—
währen wollten, möglichst zu beeinflussen und dahin zu lenken, wo er sie zu
haben wünscht. Dieser Weg allein beläßt den Ministerpräsidenten in dem un—
beschränkten Vollbesitze der Gewalt, auf welche er freiwillig nicht verzichten wird,
während eine Verständigung und Koalition mit den unabhängigen Mittelparteien
wohl nur durch bestimmte Zugeständnisse erkauft werden könnte.
„Mag der unglückliche Streit über den hannoverschen Provinzialfonds auch
augenblicklich das gute Einvernehmen gestört, mag er auf seite der Gegner der
Regierung vielfach beschränkte und engherzige Anschauungen, von welchen Graf
Bismarck sich frei weiß, zu Tage gefördert haben, bei ruhigerer Betrachtung
wird man den dabei in Rechnung zu bringenden mildernden Umständen mehr
Gerechtigkeit widerfahren lassen als im Augenblicke des jetzigen Kampfes.“
Nach Gründung des Deutschen Reichs folgte Herr v. Türckheim nicht
minder mit großem Interesse den Gruppirungen der Parteien und ihrer Stellung
zum Fürsten Bismarck im Reichstag wie im preußischen Abgeordnetenhause.
So äußert er bei Anlaß der Debatten über das Schulaufsichtsgesetz im preußischen
Abgeordnetenhause im Februar 1872 über Bismarcks Verhältnis zur konservativen
Partei und zum Abgeordneten Windhorst:
„Die tiefere Bedeutung, welche die Debatte hatte und es der Regierung schließ-
lich als Ehrensache erscheinen ließ, die Vorlage durchzubringen, liegt in der Hal-
tung der hochkonservativen Partei, deren Hinneigung zu einer Opposition gegen die
Regierung und zu einer Verbindung mit der Zentrumspartei und den regierungs-
feindlichen Elementen schon seit längerer Zeit unangenehm empfunden wurde.
„Diese drohende Verbindung zu brechen, war die Aufgabe, welche Fürst
Bismarck sich stellte, und sein Charakter spricht dafür, daß er auf dem einmal
betretenen Weg beharren und seine Ziele mit der ihm eigenen Energie weiter
verfolgen wird. Es ist einmal ausgesprochen und wird für den weiteren Gang
der Ereignisse bestimmend sein, daß die dermalige preußische Regierung nicht
mehr ihre festeste Stütze in jenen Kreisen findet, deren Gehalt, Verständnis für
die Außenwelt unverkennbar sehr zurückgegangen ist, sondern eine freisinnigere
Richtung verfolgen und sich hierin nicht beirren lassen will. Die Worte des
Fürsten Bismarck in der Sitzung vom 13. Februar 1872, daß das Ministerium
entschlossen ist, in Verfolgung seiner Zwecke fortan jedes konstitutionelle Mittel
zur Anwendung zu bringen, haben nicht verfehlt, Eindruck zu machen.“