Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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Kriegsherrn, eine glänzende Reihe! Und bald erhob der Kaiser das Glas und 
sprach zum Andenken an seinen hochverehrten Vater. Er las von einem von 
ihm beschriebenen Blatte ab, das er in zitternder Hand hielt, denn er war zu 
tief bewegt. Wer dieser Stunde mit beigewohnt, wird sie nie vergessen.“ 
Die Sitzungen des Bundesrats, in denen Bismarck nach Gründung des 
Deutschen Reichs selbst präsidirte, hatten, wie Stichling bemerkt, ein besonderes 
Interesse; denn Bismarck war nichts weniger als zurückhaltend mit seinen 
großen Anschauungen. Recht deutlich trat dabei unter anderem auch hervor, 
wie frei er von spezifisch preußischer Vorliebe und Voreingenommenheit war, 
wie beflissen vielmehr, die Interessen und sogar Gefühle der nichtpreußischen 
Staaten und Regenten im Reiche zu berücksichtigen und zu schonen, soweit es 
sich irgend mit dem Interesse des Ganzen vereinigen ließ. „So erinnere ich mich 
einer Sitzung, in welcher ein Antrag Bayerns auf eine — ich weiß nicht mehr 
welche — minderwichtige Konzession zu seinen Gunsten zur Verhandlung kam 
und von Bismarck warm befürwortet wurde. Im Bundesrate aber waren die 
Ansichten sehr geteilt, und als es zur Abstimmung kam, zeigte es sich, daß 
Stimmengleichheit in Aussicht stand. Da gab ich die weimarische Stimme für 
den bayerischen Antrag ab, und mit dieser einen Stimme Majorität wurde der 
Antrag zum Beschluß erhoben. Am Abend desselben Tags war beim Reichs- 
kanzler eine der sogenannten parlamentarischen Soiréen, zu welchen viele Mit- 
glieder des Bundesrats und des Reichstags eingeladen zu werden pflegten. 
Auch ich war geladen. Als ich an den Fürsten herantrat, reichte er mir die 
Hand mit den Worten: Ich danke Ihnen für Ihre heutige Abstimmung; 
mir war an der Annahme des bayerischen Antrags viel gelegen, weil der König 
von Bayern sich lebhaft für diese Sache interessirt."“ 
8. Mecklenburg-Strelitz. 
Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Präsident des 
Staatsministeriums Graf v. Bassewitzt) 
(geboren 27. Oktober 1814, gestorben 15. Dezember 1885) 
schätzte die mecklenburgische Verfassung hoch und gehörte zu denjenigen ritter- 
schaftlichen Deputirten, welche es bewirkten, daß im Jahre 1850 durch den 
1) Henning Friedrich Karl Graf von Bassewitz, Erbherr auf Schwießel, Walkendorf 
und Dorotheenwalde, geboren zu Schwerin. Wissenschaftliche Ausbildung auf der Ritter- 
akademie zu Brandenburg a. H., Universitätsstudium in Berlin 1836—1842, Auskultator 
und Referendar bei dem Stadtgerichte in Berlin und der Regierung in Potsdam, 1842 
vom Großherzog von Mecklenburg-Strelitz zu der Stellung eines Regierungsrats nach 
Neustrelitz berufen, in welcher er bis zum Jahre 1848 verblieb, um dann seinen Wohnsitz 
auf seinem Gute Schwießel zu nehmen. Auf dem Malchiner Frühjahrs-Landtage des Jahres 
1851 erfolgte einstimmig seine Wahl zum Deputirten des Herzogtums Güstrow im engern
	        
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