Seine heimische Thätigkeit als Minister gehört nicht in den Rahmen dieser
Darstellung; ich übergehe dieselbe vollständig, nur einer Arbeit möchte ich mit
wenigen Worten Erwähnung thun, weil dieselbe eine Reichsangelegenheit im
eminentesten Sinne des Wortes ist. Es ist dies die Durchführung unserer
gegenwärtigen Münzgesetzgebung. Man kann mit Fug und Recht behaupten,
daß diese Frage, d. i. die Einziehung des alten und Ausgabe des neuen
Geldes u. s. w., in keinem deutschen Staate mit so durchschlagendem Erfolge
in der kurzen Zeit von wenigen Wochen durchgeführt worden ist, als in Bayern,
ein Verdienst, das um so größeren wirtschaftlichen und deutschnationalen Wert
beanspruchen kann, als vielfach politische Antipathien zu überwinden waren.
Berrs soziale Beziehungen zum Fürsten Bismarck bieten keinen Anlaß zu
einer besonderen Erwähnung. Im Verein mit anderen Mitgliedern des
Bundesrats konnte er sich stets im Hause desselben einer freundlichen und gastlichen
Aufnahme erfreuen. In den Jahren 1868— 72 hatte etwaigen privaten dienst-
lichen Verkehr der königl. bayerische Gesandte zu vermitteln; als Minister hatte
Berr nur einmal (in der Münzfrage) Anlaß, vertraulich die Hilfe des Fürsten
zu Gunsten eines bayerischen Desideriums mit Erfolg zu erbitten. Es handelte
sich hierbei um die Frage: ob 20 oder 25 Pfennigstück? Die große wirtschaft-
liche Bedeutung des 20 Pfennigstücks für den Süden braucht hier nicht des
näheren auseinandergesetzt zu werden.
Berr hat während seiner aktiven Dienstzeit ohne irgend welche Verletzung
seines bayerischen Patriotismus an der Gründung und Befestigung des Deutschen
Reichs nach Kräften mitgearbeitet. Schon seine frühzeitige Thätigkeit in den
Arbeiten des Zoll= und Steuerwesens ließen ihn den großen wirtschaftlichen
Wert der Zusammengehörigkeit erkennen und war es für ihn nie zweifelhaft,
daß das durch den Zollverein geschaffene Band niemals werde gelöst werden;
der alte Zollverein ist ja der Samen, aus dem das gegenwärtige Deutsche Reich
hervorgegangen und von der Hand des Fürsten Bismarck gebildet worden ist.
Seit seinem Rücktritt vom Amte des Finanzministers lebt Berr als Privat-
mann zurückgezogen vom politischen Leben, obwohl er einigemale wieder zu
solcher Thätigkeit veranlaßt werden sollte.
3. Würltemberg.
Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister,
Geheimer Legationsrat Freiherr v. Spitzembergt)
(geboren 19. September 1826, gestorben Dezember 1880)
brachte, als er in den Zollbundesrat eintrat, gute Kenntnisse mit und,
was noch mehr wert war, gute Verbindungen mit dem Hause Bismarck, die
1) Hugo Friedrich Heinrich Karl Freiherr v. Spitzemberg war geboren zu Stuttgart.
1851—1853 Gerichtsaktuar bei den Oberamtsgerichten Heilbronn und Stuttgart, dann