Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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von der Zeit ihres gemeinsamen Aufenthalts in Petersburg datirten. Die Be- 
ziehungen Spitzembergs zu Bismarck haben sich im Laufe der Jahre immer 
intimer gestaltet und nahmen schließlich den Charakter eines wahren Freund- 
schaftsverhältnisses an, wie solches zu keinem der anderen Mitglieder des Bundes- 
rats bestanden hat. Dasselbe übertrug sich auch auf die beiderseitigen Frauen. 
Es hat Zeiten gegeben, wo die Freifrau v. Spitzemberg, eine Tochter des 
württembergischen Ministers Freiherrn v. Varnbüler, kaum einen Tag im Salon 
der Fürstin Bismarck fehlte. Nach Kohls Bismarck-Regesten war Spitzemberg 
nur einmal (Juli 1873) in Varzin zu Besuch. Das genaue Datum vermochte 
Kohl nicht anzugeben. Es sind dies die drei Tage vom 13.—15. Juli 1873. 
Gleichzeitig mit Spitzemberg war in Varzin noch anwesend v. Belows. In 
Friedrichsruh befand sich Spitzemberg 1) mit Gemahlin vom 4.—6. November 
1880 2), also ganz kurze Zeit vor seinem Ableben. 
Aus diesem Anlaß richtete Bismarck an die Witwe das nachstehende, bisher 
unveröffentlichte, überaus tief empfundene Kondolenzschreiben: 
„Friedrichsruh, den 13. Dezember 1880. 
Gnädigste Frau! 
Ich weiß keine Trostworte für so schwere Schickung wie die Ihrige, aber 
ich habe das Bedürfnis, Ihnen zu sagen, wie tief ich Ihren Schmerz mit Ihnen 
empfinde; nicht bloß in Freundschaft für Sie und die Ihrigen, auch im Gefühl 
eigenen Verlustes. In den zwanzig Jahren unserer ersten Begegnung in Peters- 
burg haben unsere stets wohlthuenden und nie getrübten geschäftlichen und nach- 
von 1854—1855 Assessoratsverweser bei dem Zivilamte des Gerichtshofes in Ellwangen, 
1856—1857 Legationssekretär bei der württembergischen Gesandtschaft in Wien, 1858 und 
1859 in gleicher Eigenschaft in Paris, 1860 zum Geschäftsträger in St. Petersburg, 1865 
in gleicher Eigenschaft bei dem schweizerischen Bundesrat in Bern beglaubigt. 1866 er- 
folgte die Ernennung zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in 
Berlin, 1871 zum Staatsrat. Er war Mitglied der Bundesratsausschüsse für Handel und 
Verkehr, für auswärtige Angelegenheiten und für Elsaß-Lothringen. 
1) 6. November 1878 mit Gemahlin bei der Hochzeit der Gräfin Marie Bismarck 
mit dem Grafen zu Rantzau. 
2) In Kohls Bismarck-Regesten übersehen. Ueber die Besuche der parlamentarischen 
Soirsen durch Spitzemberg und dessen Gemahlin vgl. mein Werk „Fürst Bismarck und die- 
Parlamentarier“, Bd. I. (2. Aufl.) S. 53, 80, 135, 161, 165, 170, 174, 187. Ein 
Schreiben des Vorstandes der Reichskanzlei v. Tiedemann an Spitzemberg, betreffend. 
die Veröffentlichung von Bismarcks Schriftwechsel mit Varnbüler, findet sich a. a. O. 
Bd. II. S. 302. Ueber Spitzembergs Teilnahme an der Berufung seines Schwieger- 
vaters, des Staatsministers v. Varnbüler, an die Spitze der Zolltarif-Kommission val. 
mein Werk: „Fürst Bismarck und die Parlamentarier“", Bd. III. S. 273, 274, 276. 
acber eine Tischeinladung Spitzembergs bei Bismarck am 19. Dezember 1876 a. a. O. 
. 270.
	        
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