Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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ihrerseits die Verallgemeinerung dieser Stipulationen. Mit Rücksicht hierauf 
stellte der Reichskanzler beim Bundesrat den Antrag, derselbe wolle sich mit 
dem Abschlusse solcher Uebereinkünfte allgemein einverstanden erklären. 1) 
Im Jahre 1871 erschien in Graz von Hermann Bischof eine Denkschrift, 
betreffend das Fürstliche und Gräfliche Gesamthaus Schönburg und 
dessen Anrecht auf Einräumung von Sitz und Stimme im hohen 
Bundesrat des Norddeutschen Bundes, die natürlich kein praktisches 
Ergebnis hatte, obwohl versichert wurde, daß Fürst Bismarck sich darüber Vor- 
trag erstatten ließ. 2) 
14. Rückblick. 
Bei einem Rückblick muß man sagen, daß sich in der ersten Session 
des Bundesrats die Vereinigung Süddeutschlands mit dem ehemals Norddeutschen 
Bund überraschend leicht und unmerklich vollzogen hatte. Die erste Session des 
Deutschen Bundesrats hatte die freudige Gewißheit gegeben, daß das nationale 
Band, welches nunmehr alle deutschen Staaten umschlingt, nicht bloß in dem 
Buchstaben der Verträge und der Verfassung, sondern in dem Geiste aller 
deutschen Stämme Leben und Kraft gewonnen hatte zu segensvollem gemein- 
samen Schaffen und Wirken. 
Zu Konflikten zwischen dem Bundesrat und dem ersten Reichstag ist es 
in den ersten beiden Sessionen des letzteren nicht gekommen. Alle aufgetretenen 
Meinungsverschiedenheiten wurden, wenn auch teilweise unter lebhaften Dis- 
kussionen, doch ohne tiefern Zwiespalt durch gegenseitige Nachgiebigkeit beseitigt. 
1) Kohl, Bismarck-Regesten Band II. S. 36, spricht hier irrtümlicherweise von einem 
„Gesetzent wurf“, den Bismarck am 12. Februar 1872 dem Bundesrat vorgelegt 
haben soll. 
2) Bundesratsverhandlungen, betreffend eine Uebereinkunft mit Italien wegen wechsel- 
seitiger Verpflegung hilfsbedürftiger Staatsangehöriger, „National-Zeitung“ Nr. 162 vom 
5. April 1871 und Nr. 216 vom 10. Mai 1871; desgleichen mit den Niederlanden wegen 
des Geschäftsverkehrs zwischen den beiderseitigen Gerichtsbehörden, Nr. 499 vom 25. Oktober 
1871; Gesetzentwurf, betreffend die Herstellung einer Kriegsdenkmünze für das ganze deutsche 
Heer zur Erinnerung an den Krieg von 1870/71, Nr. 192 vom 25. April 1871; Bericht 
über die Beobachtung des Venusdurchgangs, Nr. 172 vom 13. April 1871 und Nr. 176 
vom 15. April 1871; Beschlußfassung des Bundesrats vom 29. April 1871 wegen Er- 
weiterung des Geltungsgebiets der Pharmakopöe, Nr. 220 vom 12. Mai 1871; Ausschuß- 
bericht und Beschluß des Bundesrats über die Gewährung der Mittel zur Vollendung des 
Hermann-Denkmals, Nr. 325 vom 15. Juli 1871; Notifikation seitens des Präsidiums 
wegen der von Schweden beabsichtigten Besitzergreifung der Spitzbergischen Inseln, Nr. 184 
vom 20. April 1871; Ablehnung einer Petition, betreffend die Einlösung der westfälischen 
Obligationen, Nr. 285 vom 22. Juni 1871; Unterstützung des römisch-germanischen Zentral- 
Museums in Mainz, Nr. 106 vom 3. März 1872 und „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ 
Nr. 54 vom 5. März 1872; betreffend die Volkszählung in Hessen, „National-Zeitung“ 
Nr. 223 vom 14. Juli 1871. 
 
	        
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