Contents: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Erstes Buch. 
Einleitung. 
Die langen und rauhen Jahrhunderte des Mittelalters machen ein not- 
wendiges und höchst wichtiges Glied aus in der großen Entwickelung des 
Menschengeschlechtes, die feste Brücke über den breiten und tiefen Abgrund, 
der zwischen der Antike und der modernen Bildung sich ausdehnt. 
Die alte Kultur war in ihrer einseitigen Richtung abgeschlossen und deshalb 
untergegangen; sie konnte neues Leben nur in Verbindung mit einer neuen 
Zivilisation gewinnen, die sie in der germanischen gefunden hat. Aber damit 
die germanische Bildung auf die antike eine tiefe, erweiternde Einwirkung 
üben könne, mußte sie erst selber zu einer eigenen festen Entwickelung ge- 
diehen sein. Und diese letztere, diese selbständige Entfaltung des germanischen 
Wesens hat sich während des Mittelalters vollzogen; es schuf die Kultur der 
Minnelieder und Ritterepen, die Kultur der prächtigen Dome und sinnigen 
Heiligengestalten, der Völkerverbrüderung und persönlichen Individualität. 
Al# das Mittelalter seine Aufgabe erfüllt, verbanden sich die beiden Kultur- 
richtungen, die antike und germanische, die einzeln den Höhepunkt ihrer ein- 
seitigen Ausbildung schon überstiegen hatten, in der Renaissancezeit zu einer 
höheren, reicheren, zukunftsvollen Einheit. 
Eine der wichtigsten Ursachen des Verfalls und Absterbens des antiken 
Lebens war die Rechtsverweigerung jedes einzelnen Volkes gegen das andere 
und die daraus entstehende Institution der Sklaverei gewesen. Jedes Volk, 
ja jeder Bruchteil eines Volkes erachtete sich für das einzig berechtigte, jeden, 
der außerhalb des Stammes stand und in sein Machtgebiet geriet, für völlig 
seiner Willkür überlassen. Diese Anschauungsweise war die Ursache für das 
bestämdige — mehr oder minder erfolgreiche — Streben einzelner Völker nach 
Beltherrschaft und für die massenhafte Anhäufung des Sklavenproletariats 
im Inneren der Staaten, ein Zustand, der stets entsittlichend und verderblich 
auf die Entwickelung des Gemeinwesens wirkte. Zwar hatte gegen das Ende 
des Atertums Rom eine große Menge von Völkern zu einer Einheit zu- 
sammengeschlossen, aber solange noch Leben in den alten Nationen gewesen 
Ohilippson, Seinrich der Löwe. 1
	        
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