Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

— 26 — 
seinen Sympathien für Oesterreich und bemerkte anläßlich der Weinzölle, wir 
Schwaben trinken ja allen unsern Wein selbst. 
Der Krieg von 1866 hatte die Verhältnisse wesentlich geändert. Bismarck, 
seit 15. September 1865 Graf, war mit einemmal in Preußen ein populärer 
Mann geworden. Als ich nach dieser Zeit im März 1867 wieder nach Berlin 
kam, hörte ich ihn zum erstenmal im Parlament am 18. März in jener denk- 
würdigen Debatte, in welcher nach einander die polnische, die schleswigsche und 
die luxemburgsche Frage zur Erörterung kamen. Bismarck beherrschte das große 
historische und statistische Detail musterhaft und sprach an diesem Tage fließend. 
Persönlich kam ich jedoch mit Bismarck erst 1868 wieder in Berührung 
bei meinem Eintritt in den Bundesrat des Zollvereins.“ Darüber nun die Briefe: 
Berlin, den 6. März 1868. 
Unsere Sitzungen wurden Montag (2. März) nachmittags 2 Uhr durch 
den Grafen Bismarck eröffnet, der auch der folgenden Sitzung am Dienstag 
präsidirte. Die Begrüßung war sehr kurz, er ging gleich auf die Sache selbst 
ein und führte mit dem ihm eigenen etwas zaghaften Ton fast allein das Wort. 
Was er sagte, war kurz und gut, sehr übersichtlich und fördernd. Vor der 
ersten Sitzung stellte mich Spitzemberg vor. Bismarck wußte, daß ich schon 
öfter dabei gewesen. Die Versammlung war zahlreich, etliche 30 Personen und 
ziemlich bunt: ein General, ein Contre-Admiral, mehrere leitende Staatsminister, 
Diplomaten, Kammerherren, Juristen und endlich die Reste unserer früheren 
Zollkonferenzen. Das Protokoll führte ein einstiger großer Demokrat und jetziger 
Legationsrat, Lothar Bucher. Bei den Ausschußwahlen ging alles nach Wunsch, 
man hat uns Süddeutsche durchweg berücksichtigt. Daß ich viel Arbeit bekommen 
werde, kündigte mir Pommer-Esche gleich an. 
Berlin, den 13. März 1868. 
Meinem letzten kurzen Briefe will ich heute einen um so ausführlicheren 
folgen lassen. Den Stoff sollen die beiden Diners bei Ihren Majestäten und 
bei dem Grafen Bismarck abgeben. Zu Hof waren außer einer größeren Zahl 
von Mitgliedern des Bundesrats des Zollvereins verschiedene Militärs, darunter 
der ehemalige Reichskriegsminister General Peucker, geladen. Am schönsten sahen 
die Hanseaten aus, deren Uniformen, entsprechend dem Reichtum ihrer Städte 
und zugleich als Ersatz für die ihnen verbotenen Orden, von Golde strotzen. 
König und Königin sprachen vor und nach Tisch mit jedem. Mich fragte sie 
nach Hermann — wer ist dies? Glücklich fiel mir ein, daß sie den Prinzen 
Weimar meine, — sprach von der württembergischen Ausstellung in Paris, die 
ihr von allen deutschen am besten gefallen habe, ich solle dies dem so sehr ver- 
dienten Steinbeis mitteilen. Nach dem Essen kam sie wieder: „Sahen Sie 
Faber (den württembergischen Militärbevollmächtigten) in den letzten Tagen?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.