Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

werde sich damit begnügen. Aber dem war nicht so, die Schlacht bei Magenta 
wurde geschlagen, und ich hielt es für meine Pflicht, dem französischen Uebermut 
jetzt ebenso entgegenzutreten wie vorher dem österreichischen; am 14. habe ich 
den Befehl zur Mobilmachung von sechs Armeecorps gegeben. 
„Seitdem haben sich die Verhältnisse in einer für Oesterreich höchst bedauer- 
lichen Weise verändert, dasselbe hat in drei Wochen zwei große Schlachten ver- 
loren, die österreichische Armee soll sich in einer Verfassung befinden, welche ein 
Wiederschlagen auf Wochen unmöglich macht, und soeben erhielt ich die Nach- 
richt, daß die Franzosen über den Mincio gegangen sind. Nun hielt ich es 
für geraten, mich an Rußland und England um Vermittlung zu wenden, und 
zwar unter Bedingungen, die Oesterreich wohl annehmen kann, wo es nun 
einmal der Besiegte ist. Sollte auch dieses mißglücken, so werden wohl bald 
die eisernen Würfel rollen; wann, das weiß Gott. 
„Noch eines muß ich sagen, meine Herren. Es hat mich tief gekränkt, indem 
man meine Politik für keine offene erklärt, mich gedrängt und sogar gesagt hat, 
ich wolle die preußische Armee gegen Deutschland führen. Meine Herren! 
Gehen Sie nach Hause und schlagen Sie dem, der Ihnen dies sagt, eins ins 
Gesicht in meinem Namen! In Hinsicht des ersteren aber liegt mein Charakter 
der Welt seit zweiundsechzig Jahren offen da. Ich war es, der es mit Freuden 
begrüßte, daß endlich einmal etwas Einheitliches geschehen soll und eine nationale 
Regung sich kundgibt. Aber, meine Herren, dieser Enthusiasmus ist in Uebermut 
ausgeartet, und ich halte es für meine Pflicht, demselben ebenso entgegenzutreten 
wie vorher dem österreichischen und dem französischen Uebermut. Ich wieder- 
hole es, meine Herren, es hat mich tief gekränkt, dies Drängen und die An- 
schuldigung meiner Politik, aber mit dem ganzen Freimut meines Charakters, 
dem ich seit bald dreiundsechzig Jahren treu geblieben bin, sage ich Ihnen, und 
wiederholen Sie es zu Hause jedermann, daß ich mich durch kein Drängen, 
auch nicht im eigenen Lande, abhalten lasse, das zu thun, was ich für recht 
und notwendig halte. Seien Sie die Dolmetscher dieser meiner Gefühle bei 
Ihren Souveränen!“ 
Suckows politisches Programm liegt in einem Berichte niedergelegt, den 
er am 15. September 1866 seinem König über seine Erlebnisse während des 
deutschen Bruderkrieges erstattete, worin es am Schlusse heißt: „Daß wir den 
Grund unseres Daseins nur in dem nationalen Verband haben mit Preußen 
als führendem Staat, und so wenig wir politisch anders zu existiren vermögen, 
so unmöglich sei es, unseren Truppen einen Wert zu verleihen ohne den Anschluß 
an die preußische Armee, das solle uns dieser Krieg von 1866 gelehrt haben."“ 
Diese Aufrichtigkeit belohnte der König von Württemberg durch Verleihung des 
Ritterkreuzes der württembergischen Krone. 
In den nächsten Jahren wirkte Suckow unablässig und mit Erfolg für die 
Reorganisation der württembergischen Armee nach preußischem Muster.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.