— 54 —
Jahren 1869/70, 1873/74, 1877/78, bekleidete er das Amt des präsidirenden
Bürgermeisters.
Durch seinen Bruder Ernst, den Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm,
des späteren Kaisers Friedrich, war Curtius schon früher in Beziehungen zum
Hause des Prinzen von Preußen getreten. Im Jahre 1846 war er dessen
Gast in Babelsberg. Als Curtius während der fünfziger Jahre häufiger in
Berlin geschäftlich verweilen mußte, wurden diese Beziehungen erneuert, so auch
bei Gelegenheit einer finanziellen Mission im Dezember 1857. Damals sandte
ihm der junge Prinz sein Bildnis mit freundlichen Zeilen. Zur Beglück-
wünschung des Königs Wilhelm bei dessen Thronbesteigung im Januar 1861
konnte der Senat von Lübeck keinen geeigneteren Vertreter als Curtius nach
Berlin abordnen, ebenso vertrat er Lübeck bei der dem König Wilhelm dar-
gebrachten Huldigung des benachbarten Herzogtums Lauenburg, als dieses 1865
nach dem schleswig-holsteinschen Kriege durch den Gasteiner Vertrag der Krone
Preußen übertragen ward. Bald darauf schrieb der Kronprinz: „Dort (in
Ratzeburg) war mir Curtius wie selten willkommen, weil doch einer wenigstens
sich vorfand, mit dem ich mich unverhohlen aussprechen konnte.“ Häufiger sah
Curtius, als er Anfang 1867 zur Beratung der Verfassung des Norddeutschen
Bundes in Berlin weilte, den Kronprinzen, den er in sehr guter Stimmung
und in besserem Vertrauen zu der glücklichen Neugestaltung Deutschlands traf.
Am 13. September 1868 ward die alte Hansestadt durch einen Besuch des
Königs Wilhelm erfreut. Curtius hatte die Ehre, Seine Mojestät als Gast
in seinem stattlichen Hause aufzunehmen. Bei Gelegenheit einer Truppenübung
in der Nähe Lübecks Anfang September 1869 hatte Curtius die Ehre, den
Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und später den ihm nach mehrfachen Be-
suchen in Oldenburg und Eutin wohlgewogenen Großherzog von Oldenburg bei
sich zu bewirten.
Diese persönlichen Beziehungen haben dazu beigetragen, die Erfolge zu
erleichtern, die Curtius auf diplomatischem Gebiete erreicht hat.
Kaum ein halbes Jahr nach seinem Eintritt in den Senat ward Curtius
mit einer wichtigen Mission betraut. Durch die von der dänischen Regierung
ergriffenen Maßregeln war Lübeck im Jahre 1846 in Gefahr, von allem Ver-
kehr abgeschnitten zu werden, da Dänemark im Interesse von Kiel und Altona
jede Eisenbahnverbindung Lübecks mit Hamburg und mit dem deutschen In-
lande verhinderte und den Verkehr auf dem Stecknitzkanal mit hohen Abgaben
belastete. Nachdem sowohl die auf Gestattung einer Eisenbahnanlage gerichteten
Anträge Lübecks als auch befürwortende Noten Preußens und Oesterreichs von
Kopenhagen aus lange unerwidert geblieben waren, galt es, das Interesse der
deutschen Vormächte für die Sache neu zu beleben. Persönliche Beziehungen
in Berlin öffneten Curtius den Zugang zu den Ministern v. Kanitz und
v. Bodelschwingh. Dem Fürsten Metternich konnte in Königswart durch Curtius