Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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In Bezug auf den Zeitpunkt eines Beitritts Lübecks, für welchen der 
Anschluß der benachbarten Länder von Bedeutung sein mußte, sprach sich Bis- 
marck dahin aus, daß man Mecklenburg, wenn es, wie zu hoffen, von seinem 
Vertrage mit Frankreich bald loszumachen sei, nicht werde umhin können, eine 
Uebergangszeit von zwei bis drei Jahren einzuräumen; er verkenne nicht, daß 
der einstweilige Ausschluß Mecklenburgs für Lübeck die Entschließung erschweren 
könne; andererseits aber sei der Anschluß Holsteins und Lauenburgs aus- 
gemacht und werde Preußen um so mehr Wert darauf legen, wenn Lübeck 
selbständig vorangehe, auch würde es in solchem Falle gewiß um so bessere 
Bedingungen zu erlangen im stande sein. 
Diese entgegenkommenden Erklärungen veranlaßten Curtius, selbst nachdem 
Besprechungen mit dem Finanzminister v. d. Heydt, mit Delbrück und anderen 
Ressortbeamten die Hoffnung auf Bewilligung eines Präzipuums zerstört hatten, 1) 
in der Heimat mit dem ganzen Gewicht seiner Sachkunde und seiner Persön= 
lichkeit für den baldigen Anschluß Lübecks an den Zollverein einzutreten, der 
denn auch nach vielfachen, durch Curtius geleiteten Detailverhandlungen in 
Berlin und Lübeck zum 11. August 1868 erfolgte, freilich nicht unter Gewährung 
eines Präzipuums, wohl aber mancher Erleichterungen, insbesondere unter 
Ueberlassung des Ertrages der Nachversteuerung an Lübeck. 
In den späteren Jahren hatte Curtius, soweit er nicht durch sein Amt 
als Bürgermeister mehr an Lübeck gebunden war, noch hin und wieder, nament- 
lich 1871 und 1872 Veranlassung, an Bundesratssitzungen teilzunehmen 
und bei Verhandlungen in Eisenbahnangelegenheiten in Berlin thätig zu sein, 
wie ihm auch die Leitung der diplomatischen Angelegenheiten verblieb. 
In den siebenziger Jahren stellten sich bei Curtius rheumatische Beschwerden 
ein, die ihn zum Gebrauche der Bäder in Wildbad, Eilsen, Teplitz und Wies- 
baden nötigten. Ein schon seit längerer Zeit sich vorbereitendes Kopfleiden 
nötigte Curtius, am 30. September 1885 aus dem Senate auszutreten. 
In Anerkennung der hervorragenden und erfolgreichen Verdienste, die 
Curtius sich um seine Vaterstadt erworben hatte, hat der Senat ihm die große 
Staatsmedaille mit der Aufschrift bene merenti verliehen; ebenso ward er von 
der Handelskammer durch die Uebergabe ihrer goldenen Ehrendenkmünze aus- 
gezeichnet. Am 25. Oktober 1889 ward der Mann heimgerufen, dessen ganzes 
Leben mit seinen Arbeiten und Erfolgen ein gutes Teil der Geschichte des neuen 
Lübeck in sich schließt. 
Nach kurzer Ehe früh verwitwet, führte Curtius im Jahre 1843 seine 
zweite Gattin Cäcilie, geborene v. Schlözer, heim, eine Schwester des späteren 
preußischen Gesandten beim päpstlichen Stuhle, Kurt v. Schlözer, mit dem er bis 
1) Als bei einem Diner bei dem Minister v. d. Heydt dieser feste Zusagen an Cur- 
tius machte und dieser sich dieselben von Bismarck bestätigen lassen wollte, sagte Bismarck: 
„Wenn Heydt für Sie ist, wer wird dann wider Sie sein?“
	        
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