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daß die jetzt regelmäßige Massenbestellung von Kommissaren erklärlich wird.
Aber ich bleibe dabei, und ich habe die Autorität Bismarcks dafür, daß der
Bundesrat in dem Maße, wie er es später that, nicht fremde Kräfte ins Treffen
führen sollte. Je mehr der Bundesrat sich ängstlich in sein Arbeitszimmer
verschließt, um so mehr nähert er sich dem alten bureaukratischen Bundestag. 1)
1) Im Jahre 1880 erschien ein Buch, betitelt: Die Nation und der Bundestag, ein Bei-
trag zur deutschen Geschichte von Karl Fischer, Leipzig, Fues' Verlag (R. Reisland), worin
nach der inneren Ursache geforscht wird, „welche die Institution so grenzenlos verkommen
ließ.“ Der Verfasser schreibt: „Und diese Ursache finden wir in der Uebertragung des
deutschen Bureaukratismus, des deutschen Kanzleiwesens in die Zentralbehörde der Nation.
In den Bundestag flossen wie in einen gemeinsamen Mittelpunkt sämtliche deutsche Kanzlei-
praktiken zusammen. Da war österreichischer Kanzleischlendrian noch mit den Reminiszenzen
von Reichstag und Reichshofrat, es war von preußischem da, was es am steifsten und
förmlichsten gab, von bayerischem, was selbstbewußte Lässigkeit leisten konnte. Aus alledem
zusammen mit dem kuriosen Jammer des kleinstaatlichen Scheinstaats flocht sich ein Bundes-
tagszopf zusammen, den der jetzige Leiter des Deutschen Reiches mit unbarmherzigem Spott
gegeißelt und dem er in seinen Briefen aus Frankfurt ein unvergängliches Denkmal gesetzt
hat. Unter solchen Verhältnissen waren auch die Anstrengungen vortrefflicher Männer voll-
ständig fruchtlos. Schon in dem Netzdes Geschäftsordnungswesens verstrickte sich jede Lebens-
äußerung.“ Vgl. auch den Leitartikel der „National-Zeitung“ Nr. 375 vom 13. August 1880,
betitelt: „Die Leitung des Bundesrats.“