Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

Auszüge aus Briefen des Generals v. Gerlach. 107 
Princip, denn ich halte mich an die heilige Schrift, daß man nicht 
Böses thun darf, daß Gutes daraus werde, weil derer, die das thun, 
Verdammniß ganz recht ist. Mit Bonaparte und dem Liberalismus 
buhlen ist aber böse, im gegebenen Falle aber außerdem auch meines 
Erachtens unweise. Sie vergessen (ein Fehler, in den Jeder fällt, 
der eine Weile von hier fort ist) die Persönlichkeiten, welche doch 
das Entscheidende sind. Wie können Sie solche indirecten Finasse- 
rien mit einem völlig principienlosen, unzuverlässigen Minister, der 
in den falschen Weg unwillkürlich hineingezogen wird, und mit 
einem, um nicht mehr zu sagen, unberechenbar eigenthümlichen 
Herrn machen. Bedenken Sie doch, daß Manteuffel principaliter 
Bonapartist ist, denken Sie an sein Benehmen bei dem coup d'état. 
an die von ihm damals patronisirte Quehl'sche Schrift, und wenn 
Sie etwas Neueres haben wollen, so kann ich Ihnen sagen, daß 
er jetzt an Werther (damals Gesandter in Petersburg) die thörichte 
Ansicht geschrieben hat, daß wenn man Rußland nützen wolle, 
man dem Vertrage vom 2. December beitreten müsse, um bei den 
Verhandlungen mitzusprechen. 
Nehmen die Verhandlungen in Wien einen Charakter an, so 
daß man auf einen Erfolg rechnen könnte, so wird man uns schon 
zuziehen und uns mit unsern 300 000 Mann nicht ignoriren. Schon 
jetzt wäre das nicht möglich, wenn man sich nicht durch Hinken, 
nicht wie das oft geschehen nach zwei, sondern, was selten ge- 
schehen, nach drei Seiten, um alles Vertrauen und alle Einflößung 
von Furcht gebracht hätte. 
Ich wünsche sehr, daß Sie, wenn auch nur auf einige Tage, 
herkämen, um sich zu orientiren. Ich weiß aus eigner Erfahrung, 
wie schnell man bei einer irgend längeren Abwesenheit desorientirt 
ist. Denn eben wegen ihrer personalissimen Eigenschaft ist es 
so schwer, unfre Zustände durch Schreiben verständlich zu machen, 
besonders wenn unzuverlässige principienlose Charaktere im Spiele 
sind. Mir ist immer sehr unheimlich, wenn Se. Mojestät mit 
Manteuffel Geheimnisse haben, denn wenn der König seiner Sache
	        
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