Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

110 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg. 
III. 
In dieser Situation trieb die Wochenblattspartei, wie sie auch 
genannt wurde, ein merkwürdiges Doppelspiel. Ich erinnere mich 
der umfangreichen Denkschriften, welche die Herrn unter sich aus- 
tauschten und durch deren Mittheilung sie mitunter auch mich für 
ihre Sache zu gewinnen suchten. Darin war als ein Ziel auf- 
gestellt, nach dem Preußen als Vorkämpfer Europas zu streben 
hätte, die Zerstückelung Rußlands, der Verlust der Ostseeprovinzen 
mit Einschluß von Petersburg an Preußen und Schweden, des 
Gesammtgebiets der Republik Polen in ihrer größten Ausdehnung 
und die Zersetzung des Ueberrestes durch Theilung zwischen Groß- 
und Klein-Russen, abgesehn davon, daß fast die Mehrheit der 
Klein-Russen schon dem Maximalgebiet der Republik Polen gehört 
hatte. Zur Rechtfertigung dieses Programms wurde mit Vor- 
liebe die Theorie des Freiherrn von Haxthausen-Abbenburg (Studien 
über die inneren Zustände, das Volksleben und insbesondere die 
ländlichen Einrichtungen Rußlands) benutzt, daß die drei Zonen 
mit ihren einander ergänzenden Producten den hundert Millionen 
Russen, wenn sie vereinigt blieben, das Uebergewicht über Europa. 
sichern müßten. 
Aus dieser Theorie wurde die Nothwendigkeit der Pflege des 
natürlichen Bündnisses mit England entwickelt, mit dunkeln An- 
deutungen, daß England, wenn Preußen ihm mit seiner Armee 
gegen Rußland diene, seinerseits die preußische Politik in dem 
Sinne, den man damals den „Gothaer“ nannte, fördern würde. 
Von der angeblichen öffentlichen Meinung des englischen Volkes 
im Bunde bald mit dem Prinzen Albert, welcher dem Könige und 
dem Prinzen von Preußen unerbetene Lectionen ertheilte, bald mit 
Lord Palmerston, der im November 1851 gegen eine Deputation 
radicaler Vorstädter England als den einsichtigen Sekundanten 
Gudicious bottleholder) jedes für seine Freiheit kämpfenden Volkes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.