130 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin.
II.
Ich suchte mich der Rolle, welche der König mich spielen ließ,
in schicklicher Weise zu entziehn und die Verständigung zwischen
ihm und Manteuffel nach Möglichkeit anzubahnen; so in den
ernsten Zerwürfnissen, welche über Rhino Quehl entstanden. Nach-
dem durch Wiederherstellung des Bundestages nationale Sonder-
bestrebungen Preußens einstweilen behindert waren, ging man in
Berlin an eine Restauration der innern Zustände, mit welcher
der König gezögert hatte, so lange er darauf bedacht war, sich die
Liberalen in den übrigen deutschen Staaten nicht zu entfremden.
Ueber das Ziel und die Gangart der Restauration zeigte sich aber
sofort zwischen dem Minister Manteuffel und der „kleinen aber
mächtigen Partei“ eine Meinungsverschiedenheit, die sich merk-
würdigerweise in einen Streit über Halten oder Fallenlassen einer
verhältnißmäßig untergeordneten Persönlichkeit zuspitzte und zu
einem scharfen, öffentlichen Ausbruch führte. In demselben Briefe
vom 11. Juli 1851, durch welchen er mich von meiner Ernennung
zum Bundestagsgesandten benachrichtigte, schrieb Manteuffel:
„Was unsre inneren Verhältnisse, namentlich die ständischen
Dinge betrifft, so würde die Sache ganz leidlich gehen, wenn man
darin mit etwas mehr Maß und Geschick verführe. Westphalen
ist in der Sache vortrefflich, ich schätze ihn sehr hoch und wir sind
im Wesentlichen einverstanden; die Fehde von Klützow 1) scheint mir
keine recht glückliche zu sein, und es sind in der Form wohl manche
nicht nothwendige Verstöße vorgekommen. Weit schlimmer aber
noch ist die Attitude, welche dabei die Kreuzzeitung einnimmt. Nicht
allein triumphirt sie in ungeschickter und aufregender Weise, sondern
sie will auch zu Extremen drängen, die ihr wahrscheinlich selber
nicht behagen würden. Wenn es z. B. möglich wäre und gelänge,
1) Es handelte sich um Meinungsverschiedenheiten in der Frage über die
Bildung der ersten Kammer.