Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

132 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin. 
consequent gewesen, gereicht ihm zum Ruhme, aber wenn auch 
Se. Majestät einmal sagten, die Consequenz sei die elendeste 
aller Tugenden, so ist die Manteuffel'sche Inconsequenz doch etwas 
stark. Man spricht gegen die Kammern und gegen den Con- 
stitutionalismus. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bis jetzt 
aber sind alle Regierungen revolutionär gewesen, außer England 
bis zur Reform und Preußen in geringen Unterbrechungen, 1823 
und 1847. Die Kreuzzeitung hat in ihren kleinen Apologien der 
Kammern in Wahrheit nicht Unrecht, und doch sehnt sich unser 
Premier nach dem Bonapartismus, der doch ganz gewiß keine 
Zukunft hat. 
Manteuffel sagte übrigens gestern, er wolle Sie herbescheiden, 
wenn Sie nur noch zur rechten Zeit kämen, um den Kaiser und 
den Grafen Nesselrode kennen zu lernen. Wichtiger als alles das 
ist, daß Sie Manteuffel von Quehl befreien, denn er ist jetzt noch 
unentbehrlich und mit Quehl nicht zu halten. Es wird ihn nichts 
kosten zu behaupten, er wisse nichts von dem Artikel der Zeitt, 
ja, daß dieses Blatt ihn nichts anginge, aber damit kann man 
sich nicht abfertigen lassen, da Thile, der Redacteur, durch Quehl 
und Manteuffel angestellt ist. Ich fürchte auch die absolutistischen 
Velleitäten von Manteuffel jun. 0. 
19. Mai 1852. 
Infolge des Zeitungsartikels, von dem Ihr letztes Schreiben? 
an mich handelt, ist wiederum von mehreren Seiten in Manteuffel 
eingeredet worden, um ihn zu bewegen, sich von Quehl zu trennen. 
Ich hatte mich hierbei nicht betheiligt, weil ich schon einmal über 
diesen Mann mit ihm aneinander gewesen war und wir damals 
gewissermaßen einen Vertrag geschlossen hatten, dieses Thema nicht 
zu berühren. Gestern fing jedoch Manteuffel selbst mit mir davon 
an, vertheidigte Quehl auf das Entschiedenste, erklärte lieber ab- 
  
  
1) Vgl. Briefwechsel 32 ff. (mit falschem Datum). 
2) Bismarck's Briefe an L. v. Gerlach, S. 30 f.
	        
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