Streit über Quehl. — Graf Alvensleben als „Schreckbild“. 137
Bald nach dem Datum des letzten Briefes war die Verstim-
mung zwischen dem Könige und Manteuffel so acut geworden, daß
der letztere sich schmollend auf sein Gut Drahnsdorf zurückzog.
Um ihn zu einem „gehorsamen Minister“ zu machen, benutzte der
König diesmal nicht meine Ministercandidatur als Schreckbild,
sondern beauftragte mich, den Grafen Albrecht von Alvensleben,
den „alten Lerchenfresser“, wie er ihn nannte, in Erxleben auf-
zusuchen und zu fragen, ob er den Vorsitz in einem neuen Mini-
sterium übernehmen wolle, in dem ich das auswärtige Ressort
erhalten solle. Der Graf hatte kurz vorher mir unter sehr abfälligen
Aeußerungen über den König erklärt, daß er während der Regirung
Sr. Majestät unter keinen Umständen in irgend ein Cabinet treten
werde 1). Ich sagte dies dem Könige, und meine Reise unterblieb.
Später aber, als dieselbe Combination wieder auftauchte, hat er
sich doch bereit erklärt, sie zu acceptiren; der König vertrug sich
dann aber mit Manteuffel, der inzwischen „Gehorsam“ gelobt
hatte. Statt der Sendung nach Erxleben reiste ich aus eignem
Antriebe zu Manteuffel auf's Land und redete ihm zu, sich von Quehl
zu trennen und stillschweigend ohne Explication mit Sr. Majestät
seine amtliche Function wieder aufzunehmen. Er erwiderte in
dem Sinne seines Briefes vom 11. Juli 1851, daß er den fähigen,
ihm mit Hingebung dienenden Mann nicht fallen lassen könne.
Da ich heraus zu hören glaubte, daß Manteuffel wohl noch andre
Gründe habe, Quehl zu schonen, so sagte ich: „Vertrauen Sie
mir die Vollmacht an, Sie von Quehl zu erlösen, ohne daß es zu
einem Bruche zwischen Ihnen beiden kommt; wenn mir das ge-
lingt, so bringen Sie dem Könige die Nachricht von Quehl's Ab-
gange und führen die Geschäfte fort, als wenn kein Dissensus
zwischen Sr. Majestät und Ihnen vorgekommen wäre.“ Er ging
auf diesen Gedanken ein, und wir verabredeten, daß er Quehl, der
sich grade auf einer Reise in Frankreich befand, veranlassen werde,
1) S. o. S. 109.