Beilegung des Conflicts mit Manteuffel. 139
dieser Auffassung ausgesetzt gewesen sein, weil er mich als seinen
Zögling betrachtete und in meinem Royalismus als wesentlichstes
Element den unbedingten „Gehorsam“ sah. Jede selbständige
Meinung von mir würde ihn befremdet haben, war ihm doch schon
mein Sträuben gegen definitive Uebernahme des Wiener Postens
als eine Art von Felonie erschienen. Eine lange nachwirkende Er-
fahrung der Art hatte ich zwei Jahre später zu machen.
III.
Meine Berufungen nach Berlin wurden nicht immer durch
die äußere Politik veranlaßt, mitunter auch durch Vorgänge im
Landtage, in den ich bei der durch meine Ernennung zum Gesandten
nothwendig gewordenen Neuwahl am 13 October 1851 wieder-
gewählt worden war.
Als es sich um die Verwandlung der Ersten Kammer in das
Herrenhaus handelte, erhielt ich folgende, vom 20. April 1852
datirte Mittheilung Manteuffel's:
„Bunsen hetzt den König immer mehr in die Pairie hinein.
Er behauptet, die größten Staatsmänner in England glaubten,
daß in wenigen Jahren der Continent in zwei Theile zerfallen
würde: a) protestantische Staaten mit constitutionellem System,
getragen von den Säulen der Pairie, b) katholisch-iesuitisch-demo-
kratisch-absolutistische Staaten. In die letzte Kategorie stellt er
Oesterreich, Frankreich und Rußland. Ich halte das für ganz falsch.
Solche Kategorien gibt es gar nicht. Jeder Staat hat seinen eignen
Entwicklungsgang. Friedrich Wilhelm I. war weder katholisch noch
demokratisch, nur absolut. Aber dergleichen Dinge machen großen
Eindruck auf S. M. Das constitutionelle System, welches die
Majoritätenherrschaft proclamirt, halte ich für nichts weniger als
protestantisch.“
Am folgenden Tage, 21. April, schrieb mir der König: