Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

Briefwechsel mit Gerlach über Frankreich. 169 
und das hatte Oesterreich denn doch wirklich gewollt. Den Ge- 
fangenen, für die man sich verwenden konnte, wäre doch kein Leid 
geschehen. 
Dann klagen Sie unsre Politik der Isolirtheit an. Dieselbe 
Anklage erhob der Freimaurer Usedom, als er uns in den Vertrag 
vom 2. December hineintreiben wollte, und Manteuffel, jetzt Usedoms 
entschiedener Feind, war sehr von diesem Gedanken imponirt, Sie 
damals aber Gott sei Dank nicht. Oesterreich schloß damals den 
Decembervertrag mit, was hat es ihm genutzt? Es taumelt umher 
nach Bündnissen. Eine Quasi-Allianz schloß es gleich nach dem 
Pariser Frieden, jetzt soll es eine geheime mit England geschlossen 
haben. Ich sehe dabei keinen Gewinn, sondern nur Verlegenheiten. 
Letztere Allianz kann nur für den Fall gültig werden, daß die 
französisch-englische auseinandergeht, und auch nur bis dahin wird 
Palmerston sich nicht abhalten lassen, mit Sardinien und Italien 
zu coquettiren. 
Mein politisches Princip ist und bleibt der Kampf gegen die 
Revolution. Sie werden Bonaparte nicht davon überzeugen, daß er 
nicht auf der Seite der Revolution steht. Er will auch nirgends 
anders stehen, denn er hat davon seine entschiedenen Vortheile. 
Es ist hier also weder von Sympathie noch von Antipathie die 
Rede. Diese Stellung Bonapartes ist eine „Realität", die Sie 
nicht „ignoriren“ können. Daraus folgt aber keineswegs, daß man 
nicht höflich und nachgiebig, anerkennend und rücksichtsvoll gegen 
ihn sein, nicht daß man sich zu bestimmten Dingen mit ihm ver- 
binden kann. Wenn aber mein Princip wie das des Gegensatzes 
gegen die Revolution ein richtiges ist, und ich glaube, daß Sie es 
auch als ein solches anerkennen, so muß man es auch in der 
Praxis stets festhalten, damit wenn die Zeit kommt, wo es praktisch 
wird, und diese Zeit muß kommen, wenn das Princip richtig ist, 
diejenigen, die wie vielleicht bald Oesterreich und auch England es 
anerkennen müssen, dann wissen, was sie bon uns zu halten haben. 
Sie sagen selbst, daß man sich auf uns nicht verlassen kann, und
	        
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