Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

188 Achtes Kapitel: Besuch in Paris. 
seiner Herrschaft nicht, ebensowenig wie das Wesen des Hauses 
Habsburg-Lothringen durch den liberalen, ja revolutionären K. 
Joseph II. oder durch Franz Joseph mit seinem hochadligen Schwarzen= 
berg und Barrikadenheld Bach geändert wird. Naturam expellas 
kurca, sie kommt doch wieder. So kann sich kein Bonaparte von 
der Volkssouveränität lossagen, und er thut es auch nicht. Na- 
poleon I. gab seine Bestrebungen, den revolutionären Ursprung 
loszuwerden, auf, wie das oben citirte Buch beweiset, z. B. als er 
den duc d’Enghien erschießen ließ; Napoleon III. wird es auch 
thun und hat es schon gethan, z. B. bei den Neuenburger Ver- 
handlungen, wo ihm die beste, unter andern Umständen willkommne 
Gelegenheit gegeben war, die Schweiz zu restauriren. Er aber 
fürchtete sich vor Lord Palmerston und der Englischen Presse, was 
Walewski ehrlich eingestanden, Nußland fürchtet sich vor ihm, Oest- 
reich vor ihm und vor England, und so kam diese schändliche Trans- 
action zu Stande. — Wie merkwürdig: wir aber haben Augen 
und sehn nicht, haben Ohren und hören nicht, daß unmittelbar 
auf die Neuenburger Verhandlungen die Belgische Geschichte folgt, 
der Sieg der Liberalen über die Clericalen, die siegreiche Allianz 
der parlamentarischen Minorität und des Straßenaufruhrs über 
die parlamentarische Majorität. Hier darf von Seiten der legi- 
timen Mächte nicht intervenirt werden, das würde Bonaparte ge- 
wiß nicht leiden, es wird aber, wenn es nicht noch einmal be- 
schwichtigt wird, Seitens des Bonapartismus intervenirt werden, 
schwerlich aber zu Gunsten der Clericalen oder der Verfassung, 
sondern zu Gunsten des souveränen Volkes. 
Der Bonapartismus ist nicht Absolutismus, nicht einmal 
Cäsarismus; ersterer kann sich auf ein jus divinum gründen, wie 
in Rußland und im Orient, er afficirt daher nicht die, welche 
dieses jus divinum nicht anerkennen, für die es nicht ist, es sei 
denn, daß es solchem Autokraten einfällt, sich wie Attila, Mahomet 
oder Timur für eine Geißel Gottes zu halten, was doch eine Aus- 
nahme ist. Der Cäsarismus ist die Anmaßung eines Imperiums
	        
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