Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

190 Achtes Kapitel: Besuch in Paris. 
man aber feste Allianzen suchen, si, wie 1809 Kaiser Franz auf 
dem Ungarischer Reichstage sagte, totus mundus stultiziat? Eng- 
lands Politik ging von 1800—1813 dahin, Bonaparte auf dem 
Continent zu beschäftigen, um ihn zu verhindern, in England zu 
landen, was er 1805 ernsthaft wollte. Jetzt rüstet Napoleon in 
allen seinen Häfen, um einst eine Landung möglich zu machen, 
und der leichtsinnige Palmerston verfeindet sich mit allen Con- 
tinentalmächten. Oestreich fürchtet mit Recht für sein Italien und 
verfeindet sich mit Preußen und Rußland, den einzigen Mächten, 
die es ihm gönnen; es nähert sich Frankreich, was seit dem XIV. Jahr- 
hundert lüstern nach Italien sieht, es treibt Sardinien auf das 
Aeußerste, was die Thüren und Eingänge Italiens in Händen 
hat, es liebäugelt mit Palmerston, der emsig bemüht ist, den Auf- 
ruhr dort zu erregen und zu erhalten. Rußland fängt an, im 
Innern zu liberalisiren und macht Frankreich den Hof. Mit wem 
soll man sich verbünden? Ist da etwas andres als abwarten 
möglich? 
In Deutschland ist der preußische Einfluß so gering, weil der 
König sich niemals entschließen kann, den Fürsten seinen Unwillen 
zu zeigen. Wenn sie sich noch so nichtsnutzig betragen, so sind sie 
bei Jagden und in Sanssouci gern gesehn. 1806 fing Preußen 
den Krieg mit Frankreich unter sehr ungünstigen Auspicien an, 
und doch folgten ihm Sachsen, Kurhessen, Braunschweig, Weimar, 
während Oesterreich schon 1805 ohne allen Anhang war. 
L. v. G.“!) 
Ich hatte keinen Grund, durch eine Replik die an sich ziel- 
lose Correspondenz fortzusetzen. 
1) VgI. Bismarck-Jahrbuch II 215 ff.
	        
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