Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

Usedomiana; das Abschiedsgesuch von 1869. 207 
dringlicher Art ich Sie im Dezember v. J. bei Wiederübernahme 
der Geschäfte aufforderte, Sich jede mögliche Erleichterung zu ver- 
schaffen, damit Sie nicht von Neuem der vorauszusehenden Last 
und Masse der Arbeit unterlägen. Leider scheint es, daß Sie 
eine solche Erleichterung (nicht einmal die Abbürdung Lauenburgs) 
nicht für angänglich gefunden haben und daß meine desfallsigen 
Befürchtungen sich in erhöhtem Maße bewahrheitet haben, und 
zwar in einem solchen Grade, daß Sie zu unheilvollen Gedanken 
und Beschlüssen gelangen sollten. Wenn Ihrer Schilderung nach 
nun noch Erschwernisse in Bewältigung einzelner Geschäftsmomente 
eingetreten sind, so bedauert das Niemand mehr wie ich. Eine 
derselben ist die Stellung Sulzers!). Schon vor längerer Zeit habe 
ich die Hand zu dessen anderweitigen Placirung gebothen, so daß 
es meine Schuld nicht ist, wenn dieselbe nicht erfolgt ist, nachdem 
Eulenburg sich selbst auch von derselben überzeugt hat. Wenn eine 
ähnliche Geschäftsvermehrung Ihnen die Usedom'sche Angelegenheit 
verursachte, so kann dies auch mir nicht zur Last gelegt werden, 
da dessen Vertheidigungsschrift, die ich doch nicht veranlassen konnte, 
eine Beleuchtung Ihrerseits verlangte. Wenn ich nicht sofort auf 
die Erledigung des von Ihnen beantragten Gegenstandes einging, 
so mußten Sie wohl aus der Ueberraschung, welche ich Ihrer Mit- 
theilung entgegenbrachte, als Sie mir Ihren bereits gethanen 
Schritt gegen Usedom anzeigten, darauf vorbereitet sein. Es waren 
Mitte Januar, als Sie mir diese Anzeige machten, kaum drei 
Monate verflossen, seitdem die La Marmora'sche Episode sich an- 
fing zu beruhigen, so daß meine Ihnen im Sommer geschriebene 
Ansicht über Usedoms Verbleiben in Turin noch dieselbe war. 
Die mir unter dem 14. Februar gemachten Mittheilungen über 
Usedoms Geschäfts-Betrieb, der seine Enthebung vom Amte nun- 
mehr erfordere, wenn nicht eine disciplinar Untersuchung gegen ihn 
verhängt werden solle, ließ ich einige Tage ruhen, da mir in- 
1) Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern.
	        
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