208 Neuntes Kapitel: Reisen. Regentschaft.
zwischen die Mittheilung geworden war, daß Keudell mit Ihrem
Vorwissen Usedom aufgefordert, einen Schritt entgegen zu thun.
Und dennoch, ehe noch eine Antwort aus Turin anlangte, befragte
ich Sie schon am 21. Februar, wie Sie Sich die Wiederbesetzung
dieses Gesandtschaftspostens dächten, womit ich also aussprach, daß
ich auf die Vacantwerdung desselben einginge. Und dennoch thaten
Sie schon am 22. d. M. den entscheidenden Schritt gegen Wehr-
mann, zu welchem die Usedomiade mit Veranlassung sein sollte.
Eine andre Veranlassung wollen Sie in dem Umstande finden,
daß ich nach Empfang des Staatsministerialberichts in der An-
gelegenheit FaM, vor Feststellung meiner Ansicht, nicht noch Ein-
mal Ihren Vortrag verlangt hätte. Da aber Ihre und der
Staatsminister Gründe so entscheidend durch Vorlage des Gesetz-
entwurfs und den Begleitungsbericht dargelegt waren, ja, meine
Unterschrift in derselben Stunde verlangt wurde, als mir diese
Vorlage gemacht ward, um sie sofort in die Kammer zu bringen,
so schien mir nochmaliger Vortrag nicht angezeigt, um meine An-
sicht und Absicht festzustellen. Wäre mir, bevor im Staats-
Ministerium dieser in der Fa.M Frage einzuschlagende Weg, der
ganz von meiner früheren Kundgebung abwich, festgestellt wurde,
Vortrag gehalten worden X), so würde durch den ldéen Aus-
tausch ein Ausweg aus den verschiedenen Auffassungen erzielt
worden sein und die Divergenz und der Mangel des Zu-
sammenwirkens, das Umarbeiten 2c., was Sie mit Recht so sehr
bedauern, zu vermeiden gewesen. Alles was Sie bei dieser Ge-
legenheit über die Schwierigkeit des Imgangehaltens der constitutio-
nellen Staatsmaschine sagen u. s. w., unterschreibe ich durchaus, nur
kann ich die Ansicht nicht gelten lassen, daß mein so nöthiges
Vertrauen zu Ihnen und den anderen Räthen der Krone mangele.
Sie selbst sagen, daß es zum erstenmal vorkomme seit 1862, daß
eine Différenz eingetreten sei zwischen uns, und das sollte genügen
X) Dazu wäre Freiheit der Zeit erforderlich gewesen.