Neuer Protest des Kronprinzen. 323
„Ungewiß, zu welcher Stunde Sie von Ihrer aus so trüber
Veranlassung &) unternommenen Reise zurückkehren und ob bald
nachher ich Sie sprechen kann, theile ich schriftlich mit, daß, nach
durch den Flügeladjutanten mir gewordener Weisung Sr. M., ich
dem Adjutanten Sr. K. H. des Kronprinzen in Ihrem Auftrage
Ihre schleunige Abreise und deren Grund mit dem Ersuchen mit-
getheilt, Sr. K. H. für den Fall davon Kenntniß zu geben, daß
Ihre Bitte um Audienz bereits Sr. K. H. vorgetragen oder schon
über die Audienz Bestimmung getroffen sei. S. M. haben, wie
Prinz Hohenlohe mir sagte, nicht angemessen erachtet, Seinerseits
mit dem Kronprinzen über Ihre Abreise und die fragliche Audienz
zu reden.“
Der König hatte sich dafür entschieden, daß der Kronprinz,
wie seit 1861 geschehn, auch ferner den Sitzungen des Staats-
ministeriums beiwohnen solle, und mich beauftragt, ihn darüber zu
verständigen. Ich nehme an, daß es zu der zu diesem Zweck er-
betenen Audienz nicht gekommen ist; denn ich erinnere mich, daß
ich das mißverständliche Erscheinen des Kronprinzen zu einer Minister-
sitzung, die an dem betreffenden Tage nicht stattfand, dazu benutzte,
die Erörterung einzuleiten. Ich fragte ihn, weshalb er sich so fern
von der Regirung halte; in einigen Jahren werde sie doch die
seinige sein; wenn er etwa andre Prinzipien habe, so sollte er
lieber den Uebergang zu vermitteln suchen als opponiren. Er lehnte
das scharf ab, wie es schien in der Vermuthung, daß ich meinen
Uebergang in seine Dienste anbahnen wolle. Ich habe den feind-
lichen Ausdruck olympischer Hoheit, mit dem das geschah, Jahre
hindurch nicht vergessen können und sehe noch heut den zurück-
geworfenen Kopf, das geröthete Gesicht und den Blick über die
linke Schulter vor mir. Ich unterdrückte meine eigne Aufwallung,
dachte an Carlos und Alba (Act 2, Auftritt 5) und antwortete, ich
X) Tod meiner Schwiegermutter. Ich war vom 6. bis zum 11. von Berlin
abwesend.