334 Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürstentag.
die Hegemonie für die Belebung unsrer nationalen Gefühle und
für die verfassungsmäßige Entwicklung nützlich war.
Aber die von Oestreich mit Hülfe des Fürstentags von 1863
erstrebte Bundesreform würde für eine Rivalität zwischen Preußen,
Oestreich und dem Parlamentarismus geringen Raum gelassen haben.
Die Vorherrschaft Oestreichs in der damals beabsichtigten Bundes-
reform würde, auf Grund der dynastischen Befürchtungen vor
Preußen und vor parlamentarischen Kämpfen, vermittelst einer
dauernden und systematisch begründeten Bundesmajorität gesichert
gewesen sein.
Das Ansehn Deutschlands nach außen hing in beiden Ge-
staltungen, der dualistischen und der östreichischen, von dem Grade
fester Einigkeit ab, den die eine und die andre der Gesammt-
nation gewährt haben würde. Daß Oestreich und Preußen, so-
bald sie einig, eine Macht in Europa darstellen, welche leicht-
fertig anzugreifen keine der andern Mächte geneigt war, hat der
ganze Verlauf der dänischen Verwicklungen gezeigt. So lange
Preußen allein, wenn auch in Verbindung mit dem stärksten Aus-
druck der öffentlichen Meinung des deutschen Volkes, einschließlich
der Mittelstaaten, die Sache in der Hand hatte, kam sie nicht vor-
wärts und führte zu Abschlüssen, wie der Waffenstillstand von
Nkalmö und die Olmützer Convention. Sobald es gelungen war,
Oestreich unter Rechberg für eine mit Preußen übereinstimmende
Action zu gewinnen, wurde das Schwergewicht der beiden deutschen
Großstaaten stark genug, um die Einmischungsgelüste, welche andre
Mächte haben konnten, zurückzuhalten. England hat im Laufe der
neuern Geschichte jederzeit das Bedürfniß der Verbindung mit
einer der continentalen Militärmächte gehabt und die Befriedigung
desselben, je nach dem Standpunkt der englischen Interessen, bald
in Wien, bald in Berlin gesucht, ohne, bei plötzlichem Uebergang
von einer Anlehnung an die andre, wie im siebenjährigen Kriege,
scrupulöse Bedenken gegen den Vorwurf des Instichlassens alter
Freunde zu hegen. Wenn aber die beiden Höfe einig und ver-