Briefwechsel mit Ludwig von Baiern. 373
sicherung meiner wärmsten Sympathie und der besonderen Werth-
schätzung, mit welcher ich stets bin
Berg, den 1. Sept. 1880.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
Mein lieber Fürst!
Der gute Erfolg Ihrer Cur in Kissingen hat meine auf-
richtigen Wünsche erfüllt, und ich hoffe, daß die nöthige Ruhe auch
die neuralgischen Schmerzen heilen wird, welche, wie Sie mir zu
meinem lebhaften Bedauern mittheilen, noch vorhanden sind. —
Die Darstellung der äußeren und inneren Lage, welche ich Ihrem,
mir so willkommenen hochgeschätzten Schreiben verdanke, war mir
im höchsten Grade interessant. Wie Großes Sie nach beiden Seiten
hin leisten, ist der Gegenstand meiner Bewunderung. Für die
Friedensaussichten bin ich ebenso empfänglich, als für Ihr festes
Standhalten gegen die Gelüste nach parlamentarischer Majoritäts-
regierung, welche gegenwärtig auch in Bayern, wenn auch von
anderer Seite her, auftauchen. Ich werde dafür sorgen, daß ihr
Ziel, das mit dem monarchischen Princip nicht zu vereinigen ist
und nur endlose Unruhe und Unfrieden herbeiführen würde, un-
erreicht bleibt. — Den bevorstehenden Wahlen sehe ich mit dem
größten Interesse entgegen. Wenn sie auch nicht nach Wunsch aus-
sallen, so glaube ich doch fest daran, daß es Ihrer Beharrlichkeit
gelingen wird, die finanziellen und wirthschaftlichen Grundlagen
zu schaffen, welche nothwendig sind, um die Wohlfahrt der deut-
schen Lande und insbesondere die Lage der Arbeiter auf eine be-
friedigende Stufe zu bringen; der ehrlichen Mitwirkung von Seiten
meiner Regierung sind Sie gewiß. — Andererseits bin ich der
vertrauensvollen Ueberzeugung, daß Sie, mein lieber Fürst, bei
der Durchführung Ihrer großen Ideen von dem föderativen Prin-
cip ausgehen, auf welchem das Reich und die Selbstständigkeit der
Einzelstaaten bestehen. —