Gespräch mit Prittwitz. Fürst Lichnowsli. Adreßdebatte. 31
erwiderte der König: „Nein.“ — „Sie sind aber schon auf dem Ab-
marsch,“ sagte der Adjutant und führte den König an ein Fenster.
Der Schloßplatz war schwarz von Civilisten, hinter denen noch die
letzten Bajonette der abziehenden Soldaten zu sehn waren. „Das
habe ich nicht befohlen, das kann nicht sein,“ rief der König aus
und hatte den Ausdruck der Bestürzung und Entrüstung.
Ueber den Fürsten Lichnowski wurde mir erzählt, daß er ab-
wechselnd oben im Schlosse einschüchternde Nachrichten über Schwäche
der Truppen, Mangel an Lebensmitteln und Munition verbreitet
und unten auf dem Platze den Aufständischen deutsch und polnisch
zugeredet habe auszuhalten, oben habe man den Muth verloren.
II.
In der kurzen Session des Zweiten Vereinigten Landtags sagte
ich am 2. April?):
„Ich bin einer der wenigen, welche gegen die Adresse stimmen
werden, und ich habe um das Wort nur deshalb gebeten, um diese
Abstimmung zu motiviren und Ihnen zu erklären, daß ich die
Adresse, insoweit sie ein Programm der Zukunft ist, ohne Weitres
acceptire, aber aus dem alleinigen Grunde, weil ich mir nicht
anders helfen kann. — Nicht freiwillig, sondern durch den Drang
der Umstände getrieben, thue ich es; denn ich habe meine Ansicht
seit den sechs Monaten nicht gewechselt; ich glaube, daß dies
Ministerium das einzige ist, welches uns aus der gegenwärtigen
Lage einem geordneten und gesetzmäßigen Zustande zuführen kann,
und aus diesem Grunde werde ich demselben meine geringe Unter-
stützung überall widmen, wo es mir möglich ist. Was mich aber
veranlaßt, gegen die Adresse zu stimmen, sind die Aeußerungen von
Freude und Dank für das, was in den letzten Tagen geschehn ist.
Die Vergangenheit ist begraben, und ich bedaure es schmerzlicher
ä Politische Neden Vd. 1 S. 45 f.