164 Sechsundzwanzigstes Kapitel: Intrigen.
als Botschafter nicht gewünscht habe, „weil man ihm kein Wort
glauben würde" 1). Graf Arnim hat wiederholt Versuche gemacht,
ein Zeugniß des englischen Cabinets gegen diese meine Andeutung
zu erlangen, und von den ihm mehr als mir wohlwollenden eng-
lischen Staatsmännern die Versicherung erhalten, daß ihnen nichts
derart bekannt sei. Doch war die von mir angedeutete präventive
Zurückweisung Arnims in einer Gestalt an den Kaeiser gelangt,
daß ich mich öffentlich auf Sr. Majestät Zeugniß über die That-
sache berufen konnte.
Nachdem Arnim sich 1873 in Berlin überzeugt hatte, daß seine
Aussichten, an meine Stelle zu treten, noch nicht so reif waren,
wie er angenommen hatte, versuchte er einstweilen das frühere gute
Verhältniß herzustellen, suchte mich auf, bedauerte, daß wir durch Miß-
verständnisse und Intrigen Andrer auseinander gekommen wären,
und erinnerte an Beziehungen, die er einst mit mir gehabt und
gesucht hatte. Zu gut von seinem Treiben und von dem Ernst
seines Angriffes auf mich unterrichtet, um mich täuschen zu lassen,
sprach ich ganz offen mit ihm, hielt ihm vor, daß er mit allen mir
feindlichen Elementen in Verbindung getreten sei, um meine poli-
tische Stellung zu erschüttern, in der irrigen Annahme, er werde
mein Nachfolger werden, und daß ich an seine versöhnliche Ge-
sinnung nicht glaube. Er verließ mich, indem er mit der ihm
eignen Leichtigkeit des Weinens eine Thräne im Auge zerdrückte.
Ich kannte ihn von seiner Kindheit an.
Mein amtliches Verfahren gegen Arnim war von ihm pro-
vocirt durch seine Weigerung, amtlichen Instructionen Folge zu
leisten. Ich habe die Thatsache, daß er Gelder, die er zur Ver-
tretung unfrer Politik in der französischen Presse erhielt, 6000 bis
7000 Thaler, dazu verwandte, in der deutschen Presse unfre Politik
und meine Stellung anzugreifen, in den Gerichtsverhandlungen nie-
mals berühren lassen. Sein Hauptorgan, in welchem er mich und
1) Schreiben an den Kaiser vom 14. April 1873.