192 Sechsundzwanzigstes Kapitel: Intrigen.
lassen, als Sie mich hierbei mit Einem meiner Untergebenen auf
Eine Linie stellten. Das Verletzende dieses Verfahrens springt so
sehr in die Augen, daß die Annahme der Absichtlichkeit und die
hieran nothwendiger Weise sich knüpfende Gedankenreihe nahe
liegen. Der letzteren Folge zu geben, werde ich nicht zögern, so-
bald ich mich überzeuge, daß diese Annahme zutrifft. Indem ich
einstweilen davon ausgehe, daß dies nicht der Fall ist, beschränke
ich mich darauf, Ew. Durchlaucht dringend zu bitten, ein ähnliches
Verfahren nicht wiederkehren zu lassen.
Mit 2c. Graf Eulenburg.“
„Gastein, den 20. August 1878.
Eure Excellenz haben, wie ich aus dem geehrten Schreiben
vom 18. entnehme, die, wie es scheint, wenig vorsichtige, mir jeden-
falls unerwartete Folge, die der Geheim-Rath Tiedemann meiner
vertraulichen und formlosen Aeußerung gegeben hat, mir mit vollem
Gewichte zur Last geschrieben, ohne mir auch nur das Beneficium
der Unvollkommenheit des Geschäftsganges bei eingreifender Bade-
kur zu gewähren. Nach Inhalt Ihres Schreibens bin ich unter
dem Eindruck, daß Ihnen gegenüber eine Tactlosigkeit in der Form
begangen ist, für die ich Sie um Verzeihung bitte, obschon ich sie
nicht verschuldet, höchstens ermöglicht habe. Daß Eurer Excellenz
dabei der Gedanke an eine Absichtlichkeit meinerseits hat nahe treten
können, ist mir unerwartet und betrübend, indem ich die freund-
schaftliche Natur unfrer persönlichen Beziehungen zu einander zu
gesichert glaubte, um ein derartiges Mißverständniß aufkommen
zu lassen.
Mit 2c. v. Bismarck.“
Es ist bekannt, unter welchen Umständen Graf Eulenburg
im Februar 1881 seinen Abschied nahm, und daß er im August
desselboen Jahres zum Oberpräsidenten in Kassel ernannt wurde.