Differenz mit B. Eulenburg. Ein Traum des Kaisers. 193
An seinen Namen knüpft sich folgender Briefwechsel zwischen
Sr. Majestät und mir. Den Gegenstand meines darin erwähnten
Vortrags vom 17. December 1881 habe ich nicht zu ermitteln
vermocht.
„Berlin, den 18. December 1881.
Einen eigenthümlichen Traum muß ich Ihnen erzählen, den
ich diese Nacht träumte, so klar, wie ich ihn hier mittheile.
Der Reichstag trat nach den jetzigen Ferien zum ersten Mal
zusammen. Während der Discussion trat der Graf Eulenburg ein;
sogleich schwieg die Discussion; nach einer langen Pause ertheilte
der Präsident dem letzten Redner von Neuem das Wort. Schweigen!
Der Präsident hebt die Sitzung auf. Nun entsteht ein Tumult und
Geschrei. Keinem Mitgliede darf ein Orden während der Session
des Reichstags ertheilt werden; der Monarch darf nicht in der
Session genannt werden. Andern Tages Sitzung. Eulenburg
erscheint und wird mit solchem Zischen und Lärm empfangen —
darüber erwache ich in einer nervösen Agitation, daß ich lange
mich nicht erholen konnte und zwei Stunden von ½5 bis ½7 Uhr
nicht schlafen konnte. «
Das alles geschah in meiner Gegenwart im Hause so klar,
wie ich es hier niederschreibe.
Ich will nicht hoffen, daß der Traum sich realisire, aber eigen-
thümlich bleibt die Sache. Da dieser Traum erst nach dem sechs-
stündigen ruhigen Schlaf eintrat, so könnte er doch keine unmittel-
bare Folge unserer Unterredung sein.
Enfin ich mußte Ihnen diese Curiosität doch erzählen.
Ihr
Wilhelm.“
„Berlin, den 18. December 1881.
Eurer Majestät danke ich ehrfurchtsvoll für das huldreiche Hand-
schreiben. Ich glaube doch, daß der Traum das Ergebniß nicht grade
Otto Fürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. II. 13