Correspondenz mit König Ludwig II. 243
Ich füge zur Vervollständigung die Antwort des Königs, so-
wie meine Erwiderung bei:
„Mein lieber Fürst von Bismarck!
Mit aufrichtigem Bedauern entnahm ich Ihrem Schreiben
vom 10. d. M., daß die Wirkung Ihrer Kissinger und Gasteiner
Badecur durch anstrengende und aufregende Geschäftsthätigkeit be-
einträchtigt wurde. Ihrer ausführlichen Darlegung des gegen-
wärtigen Standes der Politik bin ich mit dem größten Interesse
gefolgt und spreche Ihnen hiefür meinen lebhaften Dank aus.
Sollte es zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland zu kriege-
rischen Verwickelungen kommen, so würde mich eine so tief be-
klagenswerthe Aenderung in den gegenseitigen Beziehungen beider
Reiche auf das Schmerzlichste berühren, und noch gebe ich mich
der Hoffnung hin, daß es gelingen wird, einer solchen Wendung
der Dinge durch eine im friedlichen Sinne sich geltend machende
Einwirkung auf Seine Majestät den Kaiser von Rußland vorzu-
beugen. Unter allen Umständen jedoch dürfen Ihre Bestrebungen
für einen engen Anschluß des Deutschen Reichs an Oesterreich-
Ungarn meines vollen Beifalles und meiner angelegentlichsten
Wünsche für einen glücklichen Erfolg versichert sein.
Mit dem Wunsche, daß Sie neu gekräftigt in die Heimath
zurückkehren mögen, verbinde ich gerne die wiederholte Versicherung
besonderer Werthschätzung, mit welcher ich bin und stets verbleibe
Berg, den 16. September 1879.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.“
„Gastein, 19. 9. 1879.
Mit ehrfurchtsvollem Danke habe ich Eurer Majestät gnädiges
Schreiben vom 16. d. M. erhalten und daraus zu meiner Freude
das Allerhöchste Einverständniß mit meinen Bestrebungen nach
gegenseitiger Anlehnung mit Oestreich-Ungarn entnommen. In