Ein Denkmal der Flüchtigkeit. Der Staatsrath von 1884. 275
beeinflussen, zu erkennen zu geben. Bemerkenswerth war, daß die
Vorträge zweier ehemaligen Gardes du Corps-Offiziere, von Zedlitz-
Trützschler, späterem Oberpräsidenten in Posen und Cultusminister,
und von Minnigerode, einen solchen Eindruck machten, daß der
Kronprinz im Sinne der Versammlung verfuhr, indem er die beiden
Herrn später zu Referenten bestellte, obschon die theoretisch sach-
kundigsten Vorträge ohne Zweifel von den anwesenden fachgelehrten
Professoren gehalten waren. Die Einwirkung, die dadurch frühern
Gardeoffizieren auf die Gestaltung von Gesetzvorlagen zufiel, be-
festigte mich in der Ueberzeugung, daß die rein und nur mini-
sterielle Prüfung von Entwürfen nicht der richtige Weg ist, um die
Gefahr zu vermeiden, daß unpraktische, schädliche und gefährliche
Vorlagen in sprachlich unvollkommner Fassung ihren Weg aus den
Niederschriften der legislativen Liebhabereien eines einzelnen vor-
tragenden Rathes, unbeirrt oder doch ohne ausreichende Richtig-
stellung durch alle Stadien des Staatsministeriums, der Parlamente
und des Cabinets bis in die Gesetzsammlung finden und dann bis
zu etwaiger Abhülfe einen Theil der Last bilden, die sich wie eine
Krankheit schleichend fortschleppt.