Neidlose Anerkennung. Briefe Wilhelms J. 293
VII.
Lebendiger als in meiner Schilderung werden gewisse Charakter-
züge des Kaisers aus seinen nachstehenden Briefen hervortreten:
„Berlin, den 13. Januar 1870.
Leider vergaß ich noch immer, Ihnen die Sieges-Medaille zu
übergeben, die eigentlich zuerst in Ihren Händen hätte sein müssen,
und so sende ich sie Ihnen hierbei als Siegel Ihrer Welthistorischen
Leistungen.
Ihr
Wilhelm.“
Ich schrieb dem Könige an demselben Tage:
„Eurer Majestät sage ich meinen ehrfurchtsvollen und tief-
gefühlten Dank für die huldreiche Verleihung der Sieges-Medaille
und für den ehrenvollen Platz, den Eure Majestät mir auf diesem
historischen Denkmal anzuweisen geruht haben. Die Erinnerung,
welches dieses geprägte Document der Nachwelt erhalten wird, ge-
winnt für mich und die Meinigen ihre besondre Bedeutung durch
die gnädigen Zeilen, mit denen Eure Majestät die Verleihung be-
gleitet haben. Wenn mein Selbstgefühl eine hohe Befriedigung
darin findet, daß es mir vergönnt ist, meinen Namen unter den
Flügeln des Königlichen Adlers, der Deutschland seine Bahnen
anweist, auf die Nachwelt kommen zu sehn, so ist mein Herz noch
mehr befriedigt in dem Gefühle, unter Gottes sichtbarem Segen
einem angestammten Herrn zu dienen, dem ich mit voller persön-
licher Liebe anhänge, und dessen Zufriedenheit zu besitzen für mich
der in diesem Leben begehrteste Lohn ist."
„Berlin, den 21. März 1871.
Mit der heutigen Eröffnung des ersten deutschen Reichstags
nach Wiederherstellung eines Deutschen Reiches beginnt die erste