Verhandlungen mit dem Erbprinzen von Augustenburg. 27
Am 16. Januar 1864 schrieb mir Seine Majestät!):
„Mein Sohn kam heute Abend noch zu mir, um mir die
Bitte des Erbprinzen von Augustenburg vorzutragen, aus den Händen
des Herrn Samwer ein Schreiben desselben entgegenzunehmen, und
ob ich nicht dieserhalb seine Soirée besuchen wolle, wo ich ganz
unbemerkt den pp. S. in einem abgelegenen Zimmer finden könne.
Ich lehnte dies ab, bis ich den Brief des Prinzen gelesen haben
würde, weshalb ich meinem Sohn aufgab, mir denselben zuzu-
senden. Dies ist geschehen und lege ich den Brief hier bei?). Er
enthält nichts Verfängliches außer am Schluß, wo er mich fragt,
ob ich dem pp. S. nicht einige Hoffnung geben könne? Vielleicht
könnten Sie mir eine Antwort morgen noch fertigen lassen, die ich
dem pp. S. mitgeben kanns). Wenn ich ihn incognito bei meinem
Sohne doch noch sehen wollte, so könnte ich ihm keine andere Hoff-
nung geben, als die, welche in der Punctation 4) angedeutet sind,
d. h., daß man nach dem Siege sehen würde, welche neue Basen
für die Zukunft aufzustellen wären, und den Ausspruch in F. a/M.
über die Succession abzuwarten. W.“
Und am 18. Januar 5):
„Ich berichte Ihnen, daß ich mich doch entschloß, den Samwer
bei meinem Sohn zu sehen ungefähr 6—10 Minuten in dessen
Gegenwart 6). Ich sprach ihm ganz im Sinne der projectirten Ant-
wort?), aber noch etwas kühler und sehr ernst. Vor Allem sagte
1) Bismarck-Jahrbuch V 254 f.
2) Veröffentlicht in Jansen-Samwer, Schleswig-Holsteins Befreiung
S. 695 Beil. 11.
:) S. dieses von Bismarck verfaßte Schreiben des Königs vom
18. Januar bei Jansen-Samwer S. 601 f. Beil. 13.
4) Am 16. Januar von Rechberg und Werther unterzeichnet.
5) Bismarck-Jahrbuch V 255.
6) Ueber den Verlauf der Unterredung berichtet die Aufzeichnung Samwer's
a. a. O. 696 ff. Beil. 12. .
7)DesSchreibensvom18.,dasimEntwurfedemKönigeam17.vor-
gelegt worden ist.