Object: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oktober 30.—Anf. Nov.) 347 
         31. Oktober. (Berlin.) Der Magistrat hat beschlossen, eine 
Million Mark aus laufenden Mitteln (auf Einzelabruf) der Genossen- 
schaft Berlin der Hausbesitzer zur Beschaffung und Sicherung von 
Hypotheken zur Verfügung zu stellen. Als Unterlage sollen die 
beliehenen Hypotheken dienen. Das Darlehen ist mit 415½ Prozent 
zu verzinsen und regelmäßig zu tilgen, und zwar spätestens bis zum 
Jahre 1923. 
          31. Oktober. (Darmstadt.) Enthüllung eines von der 
chemischen Industrie Deutschlands und des Auslandes gestifteten 
Denkmals Justus v. Liebigs. 
Anfang November. In der Festgabe der „Industriellen Deutsch- 
lands“ zum 25jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers „Die deutsche 
Industrie“ findet sich folgende von dem kürzlich verstorbenen Präsi- 
denten der Ständigen Ausstellungskommission für die deutsche In- 
dustrie, Geheimen Kommerzienrat J. M. Goldberger, verfaßte Ein- 
leitung: 
„Eine bedeutsame Menschheitsepoche, die die staunenswertesten Er- 
folge der Wissenschaften und der freien Künste, der Technik und der Industrie, 
der Landwirtschaft, des Handels und des Verkehrs gezeitigt hat! Und an 
der Spitze des Volkes, das auch während des letzten Vierteljahrhunderts an 
allen Kulturfortschritten auf ideellen wie auf materiellen Gebieten ent- 
scheidendsten Anteil genommen hat, ein Herrscher mit beinahe universeller 
Aufnahmefähigkeit und dem stärksten Willen, alle modernen Errungenschaften, 
sofern sie als fördersam erkannt sind, bedingungslos in den Dienst der 
Allgemeinheit zu stellen, um so überall neue Punkte zu finden, an denen 
wir einsetzen können, damit Kinder und Enkel ausbauen und sich zunutze 
machen, was ihnen von uns erworben wurde. Innerhalb einer so gearteten, 
weit ausschauenden Fürsorge galt ein vollgerüttelt Maß den besonderen 
Interessen von Handel und Industrie, war es zudem systematisches Bestreben, 
Auffassung und Urteil über die Fragen des sich täglich mannigfaltiger ge- 
staltenden Wirtschaftslebens auf persönliche Prüfung zu gründen und diese 
durch unmittelbare Heranziehung der Schaffenden und Produzenten ersprieß- 
lich zu ergänzen. Eine solche Uebung, für die es in der preußisch deutschen 
Geschichte an Vorbildern fehlte, hat in ihren allgemeinen wie in ihren je- 
weiligen besonderen Folgen bestimmend dazu beigetragen, die heutige Stel- 
lung von Handel und Industrie innerhalb wie außerhalb der Reichsgrenzen 
aufzupflanzen. Innig fesselt uns hierfür Dankbarkeit an den Kaiser. Und 
wie er Kraft und Heil in der Forderung sucht, daß alle Einzelarbeit nur 
kin ihrem Einfluß auf das Wohl der Gesamtheit Wert und Würde zu 
empfangen hat, so sollen sich auch Deutschlands Raufleute und Industrielle 
bei voller und stolzer Wahrung berechtigten Standesbewußtseins allezeit 
und zuerst fühlen und betätigen als dienende Glieder des Ganzen und 
sollen in engem und treuem Zusammenhang den Einheitsbau der deut- 
schen Größe schützen und schirmen helfen im Heimatlande oder in herz- 
lichem Verbundensein mit ihm, falls sich Wirken und Schaffen im Auslande 
vollziehen."
	        
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