Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

48 Zwanzigstes Kapitel: Nikolsburg. 
eine erfreuliche Lösung der für mich unerträglichen Spannung. 
Ich nahm die Königliche Zustimmung zu dem von mir als 
politisch nothwendig Erkannten gern entgegen, ohne mich an 
ihrer unverbindlichen Form zu stoßen. Im Geiste des Königs 
waren eben die militärischen Eindrücke damals die vorherrschenden, 
und das Bedürfniß, die bis dahin so glänzende Siegeslaufbahn 
fortzusetzen, war vielleicht stärker als die politischen und diplo- 
matischen Erwägungen. 
Von dem erwähnten Marginale des Königs, das mir der 
Kronprinz überbrachte, blieb mir als einziges Residuum die Erinne- 
rung an die heftige Gemüthsbewegung, in die ich meinen alten 
Herrn hatte versetzen müssen, um zu erlangen, was ich im Interesse 
des Vaterlandes für geboten hielt, wenn ich verantwortlich bleiben 
sollte. Noch heut haben diese und analoge Vorgänge bei mir keinen 
andern Eindruck hinterlassen, als die schmerzliche Erinnerung, daß 
ich einen Herrn, den ich persönlich liebte wie diesen, so habe ver- 
stimmen müssen. 
V. 
Nachdem die Präliminarien mit Oestreich unterzeichnet waren, 
fanden sich Bevollmächtigte von Würtemberg, Baden und Darm- 
stadt ein. Den würtembergischen Minister von Varnbüler zu em- 
pfangen, lehnte ich zunächst ab, weil die Verstimmung gegen ihn 
bei uns stärker war als gegen Pfordten. Er war politisch ge- 
wandter als der Letztre, aber auch weniger durch deutsch-nationale 
Skrupel behindert. Seine Stimmung beim Ausbruch des Krieges- 
hatte sich in dem Vae victis! ausgedrückt und war zu erklären. 
aus den Stuttgarter Beziehungen zu Frankreich, die insbesondre 
durch die Vorliebe der Königin von Holland, einer würtembergischen 
Prinzessin, getragen waren. 
Dieselbe hatte, so lange ich in Frankfurt war, viel für mich 
übrig, ermuthigte mich in meinem Widerstande gegen Oestreichs
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.