Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

224 Anhang 2. 
die öffentliche Meinung verwirren mußte. Mein persönliches Ver- 
trauen ist keineswegs erschüttert worden, und ich bin glücklich, 
heute constatiren zu können, daß diese politische Verhandlung 
durchaus nichts enthält, was meinen Wünschen zuwiderliefe. Sie 
bezweckt, die Macht Groß-Deutschlands zu befestigen, dessen Ver- 
einigung ich Beifall gezollt habe, und sie sucht in friedlicher Weise 
die Bestimmungen des Berliner Vertrages zu erfüllen, deren treue 
Ausführung nicht aufgehört hat, die Grundlage meiner Politik zu sein. 
Ich stimme also vollständig den Grundsätzen der Denkschrift 
zu, die Du so gütig warst, mir mitzutheilen, und indem ich mich 
so dem zwischen Deutschland und Oesterreich geschlossenen Bunde 
anschließe, sehe ich darin gern die Rückkehr zu der vollkommenen 
Verständigung der drei Kaiser, die, wie Du mit so viel Richtigkeit 
bemerkst, Europa die größten Dienste geleistet hat. 
Du weißt übrigens sehr wohl, mein lieber Oheim, wie 
bereit ich war, dieser Verständigung entgegen zu kommen, und 
meine Bemühungen, dahin zu gelangen durch eine völlige Ueberein- 
stimmung der Anschauungen unter uns, dürfen Dir bekannt sein. 
Um die Beziehungen zu erleichtern, die sich daraus herleiten, habe 
ich mich, indem ich meinen gegenwärtigen Botschafter in Berlin 
zu andern Functionen bestimmte, entschlossen, ihn durch Herrn 
v. Saburow zu ersetzen, dessen jüngste Zusammenkünfte mit dem 
Fürsten v. Bismarck die Aufgabe begrenzt haben. 
Wenn diese Wahl Dir genehm ist, so wirst Du wohl so gut 
sein, es mir zu sagen; und ich hoffe, daß Saburow sich des ganzen 
Vertrauens würdig machen wird, das ich so gern in den Be- 
ziehungen zwischen unsern beiden Staaten obwalten sehen möchte. 
In dieser Hinsicht kann ich Dir nicht verhehlen, mein lieber 
Oheim, wie sehr ich bedaure, daß Du der Reihe militairischer 
Maßregeln, die durch die Umbildung meines Heeres geboten waren, 
den Charakter einer Drohung hast beilegen können. Ich glaubte, 
daß meine mündlichen Erläuterungen und diejenigen, welche mein 
Kriegsminister Graf Milutin die Ehre gehabt hat in Alexandrowo 
Dir zu unterbreiten, genugsam den friedlichen Sinn derselben 
hervorgehoben hätten, um endgültig diese Frage aufzuklären. 
Ich bedaure nicht weniger, daß Du annimmst, die pan- 
slavistischen Bestrebungen und andere, die in der Oeffentlichkeit sich
	        
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